Ars & Humanitas (Dec 2016)

Gekommen, um nicht zu bleiben: Bilder der Ankunft als visuelle Repräsentationen von Migration

  • Burcu Dogramaci

DOI
https://doi.org/10.4312/ars.10.2.31-46
Journal volume & issue
Vol. 10, no. 2

Abstract

Read online

Bilder der Abfahrt und der Ankunft sind eng verknüpft mit Ein- und Auswanderung. Zahlreiche historische Fotografien zeigen beispielsweise die aus Istanbul ab- und in München ankommenden türkischen „Gastarbeiter*innen“ der 1960er Jahre. Bahnhöfe, Züge, Menschen mit Koffern, Unordnung, Neugier und Angst prägen diese dokumentarischen Aufnahmen. Dabei wird das medial verbreitete Bild des überfüllten Bahnhofs zum Topos einer Migration ohne tatsächliche Ankunft in der Gesellschaft – wie auch der Koffer zum repräsentativen Symbol des Einwanderers schlechthin geworden ist. Pendants zu diesen Ankunftsbildern bilden Aufnahmen aus den 1980er Jahren, als türkischen „Gastarbeiter*innen“ hohe Rückkehrprämien geboten wurden. Fotografen wie Brigitte Kraemer oder Manfred Vollmer begleiteten die Familien bei ihrem Auszug aus ihren Wohnungen. Diese nunmehr historischen medialen Szenarien sollen im Beitrag zeitgenössischen Fotografien von Geflüchteten und ihrer Ankunft in Deutschland gegenübergestellt werden: Wie unterscheiden sich die historischen und zeitgenössischen fotografischen Repräsentationen von Einwanderern und Asylsuchenden? Gibt es vielleicht eine übergreifende Bildsprache für den transitiven Zustand der Einwanderung? Welche Zuschreibungen formulieren die Aufnahmen? Und kann die Kunst hier eine Gegenposition einnehmen?

Keywords