Zeitschrift für Sprachwissenschaft (Jan 2007)

Wie es vor 25 Jahren war

  • Wunderlich Dieter

DOI
https://doi.org/10.1515/ZFS.2007.002
Journal volume & issue
Vol. 26, no. spec
pp. 3 – 8

Abstract

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Damals kam die Gründergeneration in das Ruhestandsalter. Man erinnere sich, daß die deutsche Sprachwissenschaft der Nazizeit völkisch, inhaltsbezogen und kulturorientiert war und sich auch danach nur wenige strukturalistische Tupfer erlaubte, als sie, die Gründer, sich 33 Jahre nach Kriegsende (!) endlich eine eigene Organisation schufen, inspiriert von neuen hoffnungsvollen Entwicklungen der generativen Grammatik, der logischen Semantik und der Sprechakttheorie, nämlich die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft – das war fast ein Menschenalter nach der Gründung der Linguistic Society of America im Jahre 1924. So wie zur LSA die Zeitschrift Language gehört, wollte die DGfS ihre eigene Zeitschrift für Sprachwissenschaft haben; es dauerte dann noch drei Jahre, bis der erste Jahrgang 1982 erschien. Diese Gründer nun, aus verschiedensten Gebieten kommend und im Bereich der modernen Linguistik fast allesamt Autodidakten, hatten die Sprachwissenschaft in Deutschland wieder zu einer aktiven Disziplin gemacht – was ihrer Bedeutung ja zukommt –, sie hatten Forschergruppen und Sonderforschungsbereiche betrieben, sich international umgesehen, Bücher und Artikel zunehmend in englischer Sprache geschrieben, Schüler ausgebildet und in die USA vermittelt, neue Zentren gegründet.