Journal für Kulturpflanzen (Jul 2016)

Status Quo der Anwendung kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel in der deutschen Landwirtschaft und dem Gartenbau

  • Stefan Kühne,
  • Dietmar Roßberg,
  • Peter Röhrig,
  • Friedhelm von Mering,
  • Florian Weihrauch,
  • Sonja Kanthak,
  • Jutta Kienzle,
  • Jutta Kienzle

Journal volume & issue
Vol. 68, no. 7

Abstract

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Kupferhaltige Pflanzenschutzmittel dürfen vorerst noch bis 31. Januar 2018 als Bakterizid und Fungizid in der Landwirtschaft Europas angewendet werden. Die EU hat die Zulassung an die Bemühungen zur Reduktion der Anwendung kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß geknüpft. Seit dem Jahr 2011 dokumentiert das Julius Kühn-Institut (JKI) gemeinsam mit dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW) kontinuierlich die Bemühungen zur Kupfer­minimierung und die Suche nach Ersatzlösungen. In Deutschland ist schon heute eine Halbierung der EU-weit zulässigen Kupfermenge gesetzlicher Standard. Die Fortschritte der letzten Jahre bei der Senkung der Kupferaufwandmengen werden deutlich aufgezeigt. Die angewandten Kupfermengen im konventionellen Pflanzenschutz pro Hektar liegen im Wein-, Hopfen- und Kartoffelanbau deutlich unter den Kupfermengen, die im Ökologischen Landbau notwendig sind während im Obstbau vergleichbare Mengen eingesetzt werden. Vergleicht man die angewandten Gesamtkupfermengen beider Bewirtschaftungssysteme, so zeigt sich dagegen, dass aufgrund der unterschiedlichen Flächenausdehnung nur 24% (26,5 t) der Kupfermengen im Öko-Landbau und 76% (84,8 t) im konventionellen Anbau ange­wendet wurden. Während im integrierten Pflanzenschutz Kupferpräparate im Hinblick auf einen notwen­digen Wirkstoffwechsel und ein erfolgreiches Resistenz­management von großer Bedeutung sind, ist die Ver­fügbarkeit solcher Präparate z.B. für den ökologischen Wein-, Hopfen- und Obstanbau existenziell. Sie entscheidet über die weitere Ausdehnung des Öko-Landbaus in diesen Kulturen. Ein vollständiger Verzicht auf Kupfer als Pflanzenschutzmittel ist auf mittlere Sicht weder möglich noch sinnvoll, da sonst nicht nur der ökologische Anbau vieler Kulturen unwirtschaftlich und Rück­umstellungen auf konventionelle Wirtschaftsweise die Folge wären, sondern auch dem inte­grierten Anbau ein wichtiger Wirkstoff im Rahmen des Resistenzmanagements fehlen würde. Auch höhere Aufwandmengen von mehr als 3 kg/ha und Jahr können bei Extremwettersituationen wie im Jahr 2016 notwendig werden, wobei dann die gesetzlichen Möglichkeiten der Notfallzulassung nach Art. 53 der VO (EG) 1107/2009 ausgeschöpft werden müssen. DOI: 10.5073/JfK.2016.07.01, https://doi.org/10.5073/JfK.2016.07.01

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