Raumforschung und Raumordnung (Jun 2021)

Mit den Menschen für die Menschen planen. Praktikentheorien, Planungskoalitionen und die Treffpunkte der Drogen- und Alkoholabhängigen in Kiel-Gaaden

  • Lars Kraehnke

DOI
https://doi.org/10.14512/rur.32

Abstract

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Am Beispiel des kollektiven Alkoholkonsums einer Szene von Drogen- und Alkoholabhängigen im Kieler Stadtteil Gaarden untersucht der vorliegende Artikel, inwiefern auf den ersten Blick banal erscheinende Praktiken wie das gemeinsame Konsumieren alkoholhaltiger Getränke einen Beitrag zur sozialen und materiellen Ausgestaltung von Szenetreffpunkten im öffentlichen Raum leisten. Klassischerweise wird die Gestaltung dieser Räume als zentrale Aufgabe von Planerinnen und Planern auf verschiedenen Maßstabsebenen (Bund, Land, Kommune etc.) angesehen. Räumlich wird der Planungsprozess dabei in der Regel in den Büros der Verwaltung oder den Plenarsälen der Politik verortet. Der vorliegende Beitrag hingegen schlägt ein anderes Planungsverständnis vor. Unter Rückgriff auf aktuelle Theorieentwicklungen im Bereich raumbezogener Praktikentheorien werden sowohl die Praktiken der formal autorisierten Planerinnen und Planer als auch diejenigen der Szenemitglieder als konstitutiver Bestandteil des Planungsprozesses aufgefasst. Der Planungsprozess verlagert sich damit zu einem nicht unwesentlichen Teil an die Szenetreffpunkte vor Ort. Die Szenemitglieder leisten durch ihr Handeln einen Beitrag zum Planungsprozess und werden in gewisser Weise selbst zu Planerinnen und Planern, die mittels kollektiver Konsumpraktiken ihren Treffpunkt mitgestalten.

Keywords