MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung (Sep 2023)
Digitaler Ableismus im Feld der Bildung
Abstract
Ausgangspunkt des Beitrags ist die These, dass es für die Beantwortung der Frage nach der Genese und Persistenz digitaler Ungleichheits- und Diskriminierungsprozesse im Feld der Bildung notwendig ist, auch die damit einhergehenden hierarchisierten Fähigkeitsordnungen im digitalen Raum zu untersuchen. Im Durchgang durch sechs Thesen wird in diesem Beitrag der Analysebegriff des ‹Digitalen Ableismus› entwickelt, der einen Perspektivwechsel auf Fähigkeitspräferenzen und Fähigkeitsprivilegien vornimmt. Unter Digitalem Ableismus wird dabei verstanden, dass digitale Angebote auf eine als homogen angenommene Nutzergruppe kalibriert sind, womit eine einseitige Präferenzsetzung und Hierarchisierung von als ‹normal› oder ‹natürlich› angesehenen Fähigkeiten einhergeht. Die Verantwortung für die Nutzbarkeit digitaler Technologien wird dabei den Usern zugeschrieben, anstatt den Institutionen oder Anbietern. In seinen zeitlichen Formen ist der Digitale Ableismus durch eine nachträgliche Bereitstellung technischer Problemlösungen gekennzeichnet. In seinen Handlungsschemata ist er reaktiv, additiv und individualisierend ausgerichtet, was zu digitalen Ausschlüssen und Ungleichheiten führt.
Keywords