Julius-Kühn-Archiv (Feb 2022)

Hält der späte Saattermin, was er verspricht? Auswertungen zur Herbizid-Intensität in Winterweizen und Wintergerste

  • Andert, Sabine,
  • Ziesemer, Andrea

DOI
https://doi.org/10.5073/20220124-065850
Journal volume & issue
Vol. 468
pp. 306 – 312

Abstract

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Der Zeitpunkt der Aussaat kann die Entwicklung von Unkräutern und Ungräsern beeinflussen. Der vorliegende Beitrag prüft den Effekt des Saattermins auf die Intensität des Einsatzes herbizider Wirkstoffgruppen in Winterweizen und Wintergerste. Zu diesem Zweck werden Anbaudaten landwirtschaftlicher Praxisdaten in Norddeutschland über den Zeitraum 2012-2020 analysiert. Als Maßzahlen für die Pflanzenschutz-Intensität wird der Behandlungsindex verwendet. Herbizide Wirkstoffe werden mittels globaler HRAC-Klassifizierung gruppiert. Die Ergebnisse der Auswertungen belegen den Einfluss des Aussaattermins auf die Intensität des Herbizid- Einsatzes der Praxisbetriebe. Je später die Aussaat, desto geringer die Intensität der eingesetzten Herbizide. Der Aussaattermin reduziert signifikant die Intensität der HRAC-Gruppen 2 (ALS-Inhibitoren) und 15 (Zellteilungs- und Lipid-Synthese-Inhibitoren) in Wintergerste und Winterweizen. Die Einsatzintensität von ACCase-Inhibitoren (HRAC 1), EPSP-Inhibitoren (HRAC 9) und PDS-Inhibitoren (HRAC 12) wird darüber hinaus signifikant durch Spätsaaten in Winterweizen reduziert. Die Auswertungen der Anbaudaten deuten jedoch darauf hin, dass der Saattermin als Mittel des Integrierten Pflanzenschutzes in der Praxis nur gering genutzt wird. Wintergerste und Winterweizen werden in den Praxisbetrieben Mecklenburg-Vorpommerns überwiegend zu frühen bis mittleren Saatterminen gesät. Zunehmende Resistenzentwicklungen bedeutender Ungräser und Unkräuter sowie die politischen Forderungen, den Pflanzenschutzmittel-Einsatz zukünftig stärker in das Gesamtsystem Ackerbau zu stellen, mahnen zu Veränderungen der Saatzeit in der Praxis.

Keywords