Zeitschrift für Praktische Philosophie (Sep 2023)

Verlangsamung und Stillstand

  • Eva Weber-Guskar

DOI
https://doi.org/10.22613/zfpp/10.1.9
Journal volume & issue
Vol. 10, no. 1

Abstract

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Zu den Symptomen medizinisch depressiver Menschen gehört manchmal eine veränderte Zeiterfahrung, die als quälend empfunden wird. Die Zeit verlangsamt sich bis hin zum Eindruck des Stillstandes der Zeit. Diese Psychopathologie der Zeit wird hier als extremes Beispiel für etwas angesehen, das es in schwächerer Form auch nicht-pathologisch gibt und das als solches auch ein Thema für philosophische Theorien des guten Lebens darstellt. Die Untersuchung der pathologischen Störungen dient als Negativfolie, um zu zeigen, wie im Fall gelingenden Lebens menschliches Zeitbewusstsein verfasst sein muss bzw. verfasst ist. Offenbar sind wir auf die Erfahrung einer fortlaufenden Zeit angewiesen. In diesem Aufsatz wird erörtert, welcher Art genau diese Erfahrung ist, auf welche verschiedenen Weisen sie gestört sein kann und inwiefern solche Störungen ein ethisches Problem sind, insofern sie die Lebensführung in grundsätzlicher Hinsicht beeinträchtigen. Dafür wird insbesondere zwischen einem basalen und einem personalen Zeitbewusstsein unterschieden und das Problem auf der zweiten Ebene verortet.

Keywords