MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung (May 2020)

Veränderung von Einstellungen und Verhaltensdeterminanten mittels videobasierter Narrationen mit parallelen Erklärungen

  • Christina Sick

DOI
https://doi.org/10.21240/mpaed/jb17/2020.05.03.X

Abstract

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Einstellungen werden als Kompetenzdimension in Bildungsprozessen bisher kaum adressiert. Bei der gezielten Veränderung von Einstellungen durch (mediale) kommunikative Mittel (‹Persuasion›) weist ‹Edutainment› einige Erfolge vor. Während argumentbasierte Persuasion eine intensive Auseinandersetzung mit Inhalten und Argumenten erfordert (‹Elaboration›), setzt die Persuasion mit Geschichten darauf, dass sich Rezipientinnen und Rezipienten die gezeigten Verhaltensweisen und Einstellungen u.a. über die Erfahrung, in die Story einzutauchen, und Identifikation mit den Figuren aneignen. In der Praxis kombiniert Edutainment Film-Geschichten oft auch mit expliziten Informationen oder Argumenten. Da hier verschiedene Mechanismen greifen, soll in dieser experimentellen Studie geklärt werden, wie Medienangebote mit ‹hybridem› Inhaltsformat, die Geschichten und Argumente parallel darbieten, auf Einstellungen und andere Verhaltensdeterminanten wirken. Im Vergleich mit einem rein narrativen Format wird (1) die Wirksamkeit des hybriden Formats geprüft und anhand von Modellen Narrativer Persuasion erstmalig (2) dessen Wirkweise exploriert. Die Befunde zeigen, dass das hybride Format signifikant höhere Persuasionswirkung entfaltet in den Bereichen, die die zusätzlichen parallelen Erklärungen inhaltlich abdecken, und dass v.a. Personen mit schlechteren kognitiven Voraussetzungen (z.B. geringe Aufmerksamkeit, wenig Interesse,…) davon profitieren. Die Erkenntnisse zur Wirkweise synchron-hybrider Inhaltsformate geben wertvolle Hinweise zur Weiterentwicklung der Theorie in diesem Bereich. Zugleich besteht weiterer Forschungsbedarf zur komplexen Rolle von Widerstand und sozialem Druck im Persuasionsprozess.

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