Zeitschrift für Geographiedidaktik (Mar 2016)

Differenz(re-)produktion im interkulturellen Lernen. Eine reflexive Perspektive auf Kultur als Differenzierungskategorie

  • Birte Schröder

DOI
https://doi.org/10.18452/23259
Journal volume & issue
Vol. 44, no. 1

Abstract

Read online

Im Geographieunterricht wird interkulturellem Lernen eine hohe Bedeutung beigemessen. Im vorliegenden Aufsatz setze ich mich mit interkulturellem Lernen auseinander, welches das Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft in Deutschland thematisiert. Ich diskutiere aus einer migrationspädagogischen Perspektive, inwiefern interkulturelle Ansätze in diesem Kontext in die Festschreibung von kulturellen Grenzziehungen verstrickt sind. Anschließend lege ich postkoloniale Konzepte dar, die eine Auseinandersetzung mit der Wirkmächtigkeit natio-ethno-kultureller Kategorisierungen und Zuschreibungen von Anderssein ermöglichen. Diese theoretischen Ansätze werden dann mit der Auswertung eines Ausschnitts aus einer Gruppendiskussion mit Schüler_innen zum Thema kulturelle Identität und Differenz zusammengeführt. Ich interpretiere dabei den Redebeitrag einer Schülerin mit der konversationsanalytischen Methode, die eine sprachliche Feinanalyse erlaubt. Ausgehend von diesem Analysebeispiel zeige ich, wie Erfahrungen mit Zuschreibungen von Anderssein und bewusste oder unbewusste kommunikative Grenzziehungen im Alltag der Lernenden die geographiedidaktische Diskussion um eine Reorientierung des interkulturellen Lernens ergänzen können. Ich plädiere daher für eine reflexive Perspektive auf Kultur, die es ermöglicht, kommunikative Ausgrenzungen und gesellschaftlich verfestigte Vorstellungen von (Nicht-)Zugehörigkeit anzuerkennen und diese gleichzeitig zu öffnen für komplexere Erfahrungen und andere Auffassungen von Zugehörigkeit.

Keywords