Studies in Communication, Media (Feb 2012)

Öffentliche Meinung im Deutschland des 19. und 20. Jahrhunderts

  • Rudolf Stöber

DOI
https://doi.org/10.5771/2192-4007-2012-1-1
Journal volume & issue
Vol. 1, no. 1
pp. 1 – 65

Abstract

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In dem Aufsatz geht es um zweierlei: Einerseits um eine quellengestützte, empirische Erhebung zu den Entwicklungen der öffentlichen Meinung in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, andererseits um theoretische Überlegungen zu Begriff und Quellen der öffentlichen Meinung. Der Beitrag konzentriert sich auf die Zeit zwischen Norddeutschem Bund/kleindeutschem Kaiserreich und der NS-Zeit. Für diese Zeit sind äußerst umfangreiche, einschlägige archivalische Quellen überliefert. Zu den empirischen Ergebnissen: Die Interpretation der Quellen spricht dafür, dass die öffentliche Meinung ganz maßgeblich durch diverse sozioökonomische Variablen beeinflusst wurde. Intervenierender Einfluss kommt darüber hinaus Faktoren wie Vertrauen, Tradition, Informationskosten und externen Kosten zu. Darüber hinaus werden Überlegungen zur Messbarkeit des Medieneinflusses auf die öffentliche Meinung angestellt. Nicht zuletzt präsentiert der Aufsatz Erklärungen für den Zusammenhang von öffentlicher Meinung und Wahlverhalten im 19. und 20. Jahrhundert. Zu den theoretischen Überlegungen: Der Artikel liefert einen doppelten Beitrag zu Herstellung und Beeinflussung öffentlicher Meinung einerseits und zu Herstellung und Entstehung der Quellen zur öffentlichen Meinung andererseits. Es werden Ideenpartikel unterschiedlicher Frames öffentlicher Meinung isoliert und – in Konsequenz der historischen Quellen – mit dem Ausdruck „öffentliche Stimmung“ ein quellenbasiertes Alternativkonzept zu herkömmlichen Theorien öffentlicher Meinung vorgeschlagen. Dabei stellt sich heraus, dass – wie im Framing-Konzept generell – in Theorie und Empirie öffentlicher Meinung Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Variablen bisweilen recht einfach und plausibel erklärlich sind, bisweilen sich aber als seltsame Schleifen interdependenter Ursachen und Folgen präsentieren.