Memo (Aug 2019)
Materielle Kultur? Fragestellungen, Entwicklungen, Potenziale
Abstract
Obwohl „materielle Kultur“ ein eher schwach konturiertes Theoriekonzept darstellt und die Relevanz des Materiellen bis heute kontrovers bewertet wird, ist in den letzten fünf Jahrzehnten das Interesse an der Erforschung materieller Kultur deutlich angestiegen. Als „ein Projekt in der Geschichte der Kulturwissenschaften“, das Züge eines travelling concepts trägt, ist materielle Kultur ein Impulsgeber für konzeptuelle und methodologische Innovationen. Zudem vermag sie neue empirische Felder zu erschließen und hat das Potenzial, grundlegende epistemische Probleme wie jenes der Alterität zu überwinden. Der Beitrag skizziert richtungsweisende Entwicklungen der vergangenen Dekaden auf diesem Gebiet und zeigt deren innovative Potenziale an drei konkreten Beispielen: der symmetrischen Anthropologie Bruno Latours, der materialorientierten Herangehensweise Tim Ingolds und dem konsumtheoretischen Ansatz Daniel Millers. +++ During the past fifty years there was an ever increasing interest in material culture studies, even though „material culture“ is a rather weak theoretical concept and its relevance is being debated. However, as “a project in the history of Cultural Studies” which bears characteristics of a “travelling concept”, material culture has sparked an innovation in theories and methods. Moreover, it is able to open up new empirical fields and to overcome basic epistemic problems such as alterity. This review article gives an outline of significant developments in the field of material culture studies within the past decades. The focus lies on the innovative potentials of different methodological approaches, pointing out three examples: the non-anthropocentric model of Bruno Latour, the material-centred perspective of Tim Ingold, and the consumer-oriented concept of Daniel Miller.
Keywords