Medien & Kommunikationswissenschaft (May 2015)

Reziproke Effekte auf Rechtsextreme. Erweiterung des Modells und empirische Daten

  • Katharina Neumann

DOI
https://doi.org/10.5771/1615-634x-2015-2-190
Journal volume & issue
Vol. 63, no. 2
pp. 190 – 207

Abstract

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Die vorliegende Studie geht der Frage nach, ob reziproke Medieneffekte nicht nur bei Einzelpersonen, sondern auch innerhalb politischer Gruppierungen zum Tragen kommen. Sie untersucht dies am Beispiel der rechtsextremen Szene und fragt, welche Reaktionen durch unterschiedliche Formen der Berichterstattung über Rechtsextremismus bei den Anhängern der Szene ausgelöst werden. Die theoretische Basis der Studie bildet das Modell reziproker Effekte nach Kepplinger, wobei davon ausgegangen wird, dass sich dessen Geltungsbereich im Fall der Berichterstattung über Gruppen auch auf solche Personen erweitern lässt, die sich stark mit einer Gruppe identifizieren. Die empirische Basis der Studie bildet eine persönliche Befragung von Aussteigern aus der rechtsextremen Szene, die in Zusammenarbeit mit der Aussteigerorganisation EXIT-Deutschland (ZDK, GDK) rekrutiert und zu ihren Erfahrungen mit Medien in der Szene befragt wurden. Die Interviews zeigen, dass sich Szenemitglieder durchgängig von Berichterstattung über Rechtsextremismus betroffen fühlen und dass die für reziproke Effekte charakteristischen Verarbeitungsprozesse, wie sie im personenbezogenen Modell reziproker Effekte beschrieben werden, auch bei der Berichterstattung über Gruppen zum Tragen kommen. Diese Verarbeitungsprozesse münden u. a. in polittaktischen Reaktionen der Führungsriege auf Berichte in den Massenmedien und im Versuch, diese für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.