sui-generis (Sep 2021)
Rezension: Jürg Fisch, Eigentumsgarantie und Nichtersatzfähigkeit reiner Vermögensschäden
Abstract
In seiner Dissertation entwickelt Jürg Fisch die These, die Nichtersatzfähigkeit reiner Vermögensschäden — wie sie von der Rechtsprechung angenommen wird — stelle eine Verletzung der Eigentumsgarantie dar. Die These basiert auf drei Säulen. Erstens auf einem Verständnis der mittelbaren Drittwirkung von Grundrechten, das den Staat zum Schutz auch vor reinen Vermögensschäden verpflichtet. Zweitens auf der Vorstellung, wonach das Schutzobjekt der Eigentumsgarantie vorgesetzlich bestehe und daher das Vermögen an sich schützen müsse. Drittens auf der Überzeugung, dass Haftungsansprüche nicht auszuufern brauchen, wenn reine Vermögensschäden nicht mehr grundsätzlich von der Ersatzfähigkeit ausgeschlossen sind. Diese könnten in differenzierter Weise einer Haftung unterstellt werden. Die Praxis der Nichtersatzfähigkeit reiner Vermögensschäden sei daher unverhältnismässig und damit grundrechtswidrig. Die Arbeit ist von unbeirrbarer dogmatischer Gradlinigkeit und legt gnadenlos und stringent dogmatische Inkohärenzen offen. Ihr wichtigstes Verdienst liegt allerdings darin, dass sie ein grelles Licht auf den Umstand wirft, dass wir über kein Eigentumskonzept verfügen, das einerseits eingestehen kann, dass Eigentum nie «von Natur aus» besteht, und das andererseits dennoch Eigentum auch vor dem Gesetzgeber schützen kann. -- Dans sa thèse, Jürg Fisch développe la théorie selon laquelle la non-réparation du dommage purement économique - telle que supposée par la jurisprudence - constitue une violation de la garantie de propriété. La théorie repose sur trois piliers. Premièrement, sur la compréhension de l'effet horizontal des droits fondamentaux qui oblige l'État à indemniser les dommages purement économiques. Deuxièmement, sur l'idée que l'objet de la protection de la garantie de propriété existe avant la concrétisation législative de celle-ci et que le patrimoine doit donc être protégé en tant que tel. Troisièmement, sur la conviction que l’indemnisation de dommages purement économiques ne devrait pas entraîner une augmentation incontrôlable des actions en réparation. Ces dernières pourraient être soumises à un régime de responsabilité différent. La pratique consistant à exclure la réparation des dommages purement économiques était donc disproportionnée et contraire aux droits fondamentaux. L'ouvrage se veut d'une grande clarté dogmatique et expose implacablement et rigoureusement les incohérences doctrinales.