Raumforschung und Raumordnung (Mar 2021)

Wie begegnen wir dem Matthäuseffekt in Reallaboren? Selektivität in partizipativen Prozessen

  • Laura Gebhardt,
  • Alexandra König

DOI
https://doi.org/10.14512/rur.64

Abstract

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Die Komplexität und Dynamik realweltlicher Probleme, die in transdisziplinären Projekten adressiert werden, erfordert die Beteiligung aller direkt und indirekt betroffenen Bevölkerungsgruppen am Partizipationsprozess. Allzu häufig führen jedoch Effekte der sozialen Selektivität dazu, dass die Beteiligten meist aus einem sozioökonomisch ähnlichen Milieu stammen (mittelständisch, männlich, einheimisch) und Personen mit Migrationshintergrund, Frauen, Jugendliche und Angehörige der unteren Einkommensschichten eher schwach oder gar nicht vertreten sind. Dadurch droht der Matthäus-Effekt („wer hat, dem wird gegeben“), wenn sich sozioökonomisch starke Personen besonders für ihre Belange einsetzen, während die Interessen (ressourcen-)schwächerer unterrepräsentiert bleiben. Der Beitrag adressiert drei Fragen: 1. Wie kann sichergestellt werden, dass alle Bevölkerungsgruppen bei Partizipationsprozessen erreicht werden? 2. Wie können die Anliegen aller Bevölkerungsgruppen dabei involviert werden? 3. Wie kann die Zivilgesellschaft bei Partizipationsprozessen zu Co-Creatoren ermächtigt werden? Vor dem Hintergrund gemachter empirischer Erfahrungen in den Projekten Reallabor Schorndorf und Reallabor Altmarkkreis werden diese Frage reflektiert. Auf Basis dieser Reflexion werden Handlungsempfehlungen für Forschende und Praxisakteure sowie offene Forschungsfragen abgeleitet.

Keywords