o-bib. Das offene Bibliotheksjournal (Dec 2019)

Bibliotheken und Demokratie in Deutschland

  • Hans-Christoph Hobohm

DOI
https://doi.org/10.5282/o-bib/2019H4S7-24
Journal volume & issue
Vol. 6, no. 4

Abstract

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Bibliotheken, Archive und Museen in und für die Öffentlichkeit im Digitalen Zeitalter ist das Projektthema eines vergleichenden Forschungsprojektes „ALMPUB“ gefördert vom Norwegischen Forschungsrat in den letzten drei Jahren. In zwei großen, vergleichenden Umfragen wurde zum einen die Bevölkerung von sechs europäischen Ländern (Norwegen, Dänemark, Schweden, Ungarn, Deutschland und die Schweiz) repräsentativ befragt sowie eine analoge Erhebung in der Berufswelt durchgeführt. Ziel war es, im Vergleich herauszufinden, welchen Stellenwert für die demokratische und die digitale Gesellschaft die Bibliotheken jeweils einnehmen und ob sie die neue(n) Rolle(n) in ihrem Selbstverständnis und ihrem aktuellen Angebot tatsächlich erfüllen. Nicht überraschend ergibt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den eher südlichen und den nordischen Ländern, die teilweise sogar in ihren Bibliotheksgesetzen seit einiger Zeit Bibliotheken dazu verpflichten, zur Entwicklung der Demokratie des Landes beizutragen. Ein Verständnis dafür ist in der Bevölkerung und in der Berufspraxis in Deutschland vergleichsweise wenig verbreitet. Zwar sehen die Mehrheit der befragten Bibliothekarinnen und Bibliothekare in Deutschland eine wichtige Rolle für Bibliotheken darin, Demokratie zu fördern durch Bereitstellung von Information und Wissen, aber wenn es um konkrete Angebote zur Meinungsbildung z.B. durch aktivierende oder dialogorientierte Veranstaltungsformen geht, nimmt die Zustimmung anders als z.B. in Norwegen ab. Dennoch ist eine Tendenz zu erkennen, dass die neue politische Rolle von Bibliotheken von der Bevölkerung angenommen und gefordert wird, und dass Bibliothekarinnen und Bibliothekare sich auch in dieser Rolle sehen. Deutschland weicht von diesem Gesamtbild nur graduell ab.

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