Вопросы ономастики (Nov 2018)

Die Donau(en) des Slavischen Volksliedes und die Frühen Kenntnisse Der Slaven über den Donauraum

  • Aleksandar Loma

DOI
https://doi.org/10.15826/vopr_onom.2018.15.3.029
Journal volume & issue
Vol. 15, no. 3
pp. 62 – 77

Abstract

Read online

In formelhaften Wendungen des slavischen Volksliedes trägt die Donau (*Dunajь / *Dunavъ) die Epitheta *tixъjь ‘die stille’ und *bělъjь ‘die weiße’. Anscheinend stand ursprünglich das Beiwort ‘weiß’ bei der Namenform *Dunavъ und ‘still’ bei *Dunajь, wobei *Dunavъ den Unterlauf des Stromes vom Eisernen Tor abwärts und *Dunajь die mittlere Donau bezeichnete, oder anfangs die Theiß, deren Oberlauf den Slaven den Weg in den Donauraum öffnete und die von ihnen als Donauarm aufgefasst worden sein kann. Ihr vorslavischer Name *Tīša o. ä. wurde vermutlich ans slavische Adjektiv *tixъjь angelehnt, während -s- in Tȉsa den dem Sarmatischen eigenen Wandel š > s voraussetzt. Was *bělъ betrifft, kann es im Gegensatz zu *tixъ gestanden haben und anfangs auf die Schluchtstrecke der Donau durchs Eiserne Tor bezogen gewesen sein, wo die Stromschnellen weiß schäumen, oder es handelt sich um die Bezeichnung der Himmelsrichtung ‘östlich’ durch die Farbe ‘weiß’. Im letzteren Fall dürfte als ‘schwarze’, d. h. ‘westliche Donau’ die Save, skr. Sáva gegolten haben, deren slavischer Name gegenüber dem antiken Săvus eine Vokallänge aufweist, die ebenfalls durch die Vermittlung des Sarmatischen zu erklären ist, vgl. ossetisch saw ‘schwarz’ und Aqua Nigra, wohl ‘Save’, bei Jordanes. Auch die Wendung Ugorskie gory ‘Ungarische Berge’ im altrussischen Igorlied lässt sich als späte Umdeutung einer alten Bezeichung des Eisernen Tores interpretieren, die im Argonautenepos des Apollonios von Rhodos als Ángouron óros aufscheint. Diese exotische Topographie der slavischen Volksdichtung geht auf die Vorwanderungszeit zurück; als ihre Vermittler sind neben den Germanen und den Nordiraniern auch die Daker in Betracht zu ziehen.

Keywords