Monitor Versorgungsforschung (Aug 2024)

Risikogruppen schützen – aber wie?

  • Univ.-Prof. Dr. med. Johannes Pantel

DOI
https://doi.org/10.24945/MVF.04.24.1866-0533.2632
Journal volume & issue
Vol. 2024, no. 04
pp. 35 – 35

Abstract

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Während der Corona-Krise brannte sich die Vorstellung, alte Menschen seien pauschal als Risikogruppe oder gar „Hochrisikogruppe“ zu betrachten (und entsprechend zu behandeln), rasch in das kollektive Bewusstsein ein. Dabei blieb häufig unbeachtet, dass es „die Alten“ als homogene Gruppe gar nicht gibt, sondern dass die „Vielfalt potenziell prädisponierender Vorerkrankungen und ihrer Schweregrade, aber auch zahlreiche andere Einflussfaktoren die Risiko-Einschätzung zu einer hochkomplexen Angelegenheit machen“ (Robert Koch-Institut). Auch soziale Lagen, Wohnsituation, Pflegebedürftigkeit und der Versorgungskontext, in dem sich ein Mensch befindet, sind diesen Einflussfaktoren zuzurechnen. Die täglich über die TV-Monitore verbreitete Todesstatistik ließ eine Aussage über die Bedeutung dieser Faktoren allerdings nicht zu. Hierfür wären repräsentative und flächendeckende infektionsepidemiologische Studien erforderlich gewesen, deren Durchführung (und damit die Planung intelligenter, d. h. maßgeschneiderter Präventionsmaßnahmen) weitgehend versäumt wurde. Stattdessen wurde auf der politischen Bühne allen Ernstes über eine erzwungene Umkehrisolation für alle über 65-Jährigen (als Exitstrategie aus dem 1. Lockdown) nachgedacht und eine Impfpflicht exklusiv für Ü60er propagiert, obwohl der infektionsepidemiologische Nutzen dieser altersdiskriminierenden Maßnahmen höchst zweifelhaft war.

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