Polarforschung (Dec 2023)

Dreißig Jahre Eishöhenänderungen am Swiss Camp (Grönland)

  • M. Stober,
  • T. Hitziger,
  • L. Näke,
  • J. Heim,
  • J. Hepperle

DOI
https://doi.org/10.5194/polf-91-95-2023
Journal volume & issue
Vol. 91
pp. 95 – 104

Abstract

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Seit 1991 betreibt der Erstautor ein Projekt zur Untersuchung der Eishöhenänderung, Fließgeschwindigkeit und Deformation mittels GNSS Bodenmessungen am Swiss Camp in der Nähe der Gleichgewichtslinie im westlichen Randbereich des Grönländischen Inlandeises. Die bisherigen Daten stammen aus 12 Kampagnen im Zeitraum 1991 bis 2014, also im Durchschnitt alle zwei Jahre. Neuerdings haben im Rahmen des Projektes „Spurensuche“ verschiedene Gruppen mit Schlitten das Grönländische Inlandeis von Ost nach West überquert und dabei auch die Oberflächenhöhen bestimmt. In den Jahren 2015 und 2021 konnte auch das Gebiet Swiss Camp mit GNSS vermessen werden. Mit deren Ergebnissen konnten nun die Höhenänderungen auf nunmehr 30 Jahre ausgedehnt werden und stellen somit ein einmaliges Langzeitprojekt dar Vor 2014 ergab sich eine stark beschleunigte Höhenabnahme. Auch die Höhenänderungen seit 2014 bis 2021 zeigen weiterhin eine deutliche Höhenabnahme, jedoch weniger schnell als in den Jahren zuvor. Diese zeitlichen Variationen der Höhenabnahmeraten stehen im Zusammenhang mit der Lufttemperatur im Sommer, die bis etwa 2012 einem ansteigenden Trend folgte, um in den anschließenden Jahren auf etwas niedrigerem Niveau zu bleiben. Ebenso war die Albedo in den Sommermonaten nach 2012 etwas höher als zuvor, so dass beide Effekte für geringere Schmelzenergie gesorgt haben. Diese lokalen Höhenänderungen stimmen überein mit großräumigen Befunden in ganz Grönland, die mit Schwerefelddaten der satellitengestützten Mission GRACE abgeleitet wurden. Insgesamt hat in den 30 Jahren die Eisoberfläche am Swiss Camp um etwa 20 m abgenommen, das sind ca. 1.7 % der dortigen Eismächtigkeit.