Medien & Kommunikationswissenschaft (Aug 2019)

Die wissenschaftliche Beobachtung aktueller Desinformation. Eine Entgegnung auf Armin Scholls und Julia Völkers Anmerkungen in „Fake News, aktuelle Desinformationen und das Problem der Systematisierung“ in M&K 2/2019

  • Matthias Kohring,
  • Fabian Zimmermann

DOI
https://doi.org/10.5771/1615-634X-2019-3-319
Journal volume & issue
Vol. 67, no. 3
pp. 319 – 325

Abstract

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Armin Scholl und Julia Völker haben in Heft 2/2019 der M&K eine Revision und Erweiterung unserer Definition von „aktueller Desinformation“ vorgeschlagen. Darin formulieren sie etliche theoretische Einwände, die sich zu zwei zentralen Kritiken formieren lassen: Die erste und wichtigste Kritik ist, dass wir unsere eigene konstruktivistische Sichtweise nicht konsequent anwendeten. Die zweite Kritik richtet sich auf die sogenannte Engführung unserer Begriffsbestimmung. Zum einen ist damit gemeint, dass manche unserer Abgrenzungen irrelevant seien. Zum anderen wird moniert, dass wir einen ausschließlichen Geltungsanspruch erhöben und damit andere Definitionen marginalisierten. Im Folgenden werden wir die im Rahmen unseres Erkenntnisinteresses getroffenen Entscheidungen rechtfertigen: Zunächst machen wir deutlich, dass wir keineswegs von einer ontologischen Gegebenheit von aktueller (Des-)Information ausgehen, und erläutern die besondere Beobachterposition der Wissenschaft bei deren Identifizierung. Im Anschluss plädieren wir für eine möglichst präzise und eindeutige Bestimmung des Begriffs. Darüber hinaus stimmen wir Scholl und Völker zu, dass es auch wichtig ist nachzuvollziehen, wie Wahrheit und Wahrhaftigkeit in der Alltagskommunikation ausgehandelt werden. Solche Beobachtungen ergeben aber nur vor dem Hintergrund einer konsentierten Fakten-Wirklichkeit Sinn, wie sie im Zweifelsfall am ehesten wissenschaftliche Prüfverfahren garantieren.