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Erinnerungslandschaften des Ersten Weltkriegs (1914-1918) : Ein Paradigmenwechsel in der Tourismusforschung über das Erbe des Krieges

  • Myriam Jansen-Verbeke,
  • Wanda George

DOI
https://doi.org/10.4000/viatourism.501
Journal volume & issue
Vol. 8

Abstract

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Forschung über den Prozess der Tourismifizierung früherer Schauplätze und Landschaften von Kriegen ist per se interdisziplinär. Die Herausforderung besteht darin, neue Konzepte vorzustellen, um Vergangenheit und Gegenwart, Stätten des historischen Erbes und Gedenkveranstaltungen zeitlich und örtlich zu verbinden, um kritisch über den Inhalt und die ganz im Trend liegende Verwendung von vage definierten „scape”-Konzepten in Verbindung mit dem historischen Erbe nachzudenken. Aus der Notwendigkeit, Landschaften des historischen Erbes in Raum und Zeit zu verankern, erklärt sich, weshalb geographische Begriffe und räumliche Bezüge auf verschiedenen Maßstabesebenen miteinander verknüpft werden. Es erhebt sich die Frage, wie sich durch Tourismus induzierte Vektoren des Wandels historischer Kriegsstätten bestimmen lassen. Der Mehrwert einer internationalen Online-Befragung, die im Jahr 2012 vom World Heritage Tourism Research Network1 (WHTRN) durchgeführt wurde, besteht in einem konzeptionellen und interdisziplinären Ansatz, der die Bedingtheit kultureller, sozialer, wirtschaftlicher und politischer Prozesse im Kontext von Kriegserinnerungslandschaften in Frage stellt, und in den anhand dieser mehrsprachigen Befragung erhobenen empirischen Daten.Es entstehen neue Tourismuslandschaften, bei denen die Interessen nationaler und regionaler Regierungen, lokaler und globaler Stakeholder eine wichtige Rolle spielen. Es bedarf räumlich ausgewogener und vergleichender Forschung, um die komplexen Beziehungen besser zu verstehen, die Staaten und Menschen im 21. Jahrhundert mit dem materiellen und nichtmateriellen Erbe des Kriegs aus dem vorausgegangenen Jahrhunderts unterhalten. Da Tourismus zu einem wichtigen Partner und Stakeholder für den Prozess des Wieder-Inwertsetzung der Vergangenheit geworden ist, wird der Fokus auf aktuelle Praktiken des Auswählens und (Wieder-) Erschaffens von Erinnerungslandschaften des Ersten Weltkriegs (1914-1918) gelegt. In starkem Maße gestützt auf Erinnerung, Erzählungen und vielfältige Kriegsbilder, die im Zuge des Rummels um den hundertsten Jahrestag durch Veranstaltungen und Medienaufmerksamkeit hervorgerufen wurden, finden sich nun zahlreiche Orte mit materiellem und/oder rekonstruiertem Erbe des Krieges auf touristischen Karten verzeichnet. Durch die Befragung wurde unter Berücksichtigung einiger offener Fragen zu Werten, Erfahrungen und Erinnerungen von mehr als 2.400 Teilnehmern (aus 61 Ländern) eine große Datensammlung aufgebaut, die es erlaubt, einige für den anhaltenden Prozess der Tourismifizierung früherer Kriegslandschaften relevante Variablen zu identifizieren. Dieser Beitrag legt den Fokus auf ausgewählte Themen und Ergebnisse der Befragung.

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