Julius-Kühn-Archiv (Feb 2022)
Möglichkeiten eines elektrophysikalischen Verfahrens zur Sikkation in Frühkartoffeln und Bekämpfung von ausdauernden Unkräutern
Abstract
Durch den Wegfall von herbiziden Wirkstoffen wie Deiquat als Sikkationsmittel im Frühkartoffelanbau oder dem potenziell bevorstehenden Wegfall von Glyphosat rücken alternative Verfahren in den Vordergrund. Ein möglicher Ansatz ist die ElectroherbTM Technologie der Firma Zasso®, welche auf einem nichtselektiven, systemischen, elektrischen Fluss durch das Gefäßsystem der Pflanzen beruht, der die Zellstrukturen zerstört. Zur Eignungsprüfung in der Sikkation in Frühkartoffeln und zur Bekämpfung von ausdauernden Unkräutern wurde das Verfahren am Standort Bingen 2020 und 2021 getestet. Neben verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten (1, 3 und 6 km/h) wurden Kombinationen aus chemischen bzw. mechanischen Verfahren mit der ElectroherbTM Technologie zur Krautsikkation getestet. Bei den ausdauerenden Unkräutern (Cirsium arvense, Elymus repens, Rumex obtusifolius) wurde lediglich die Fahrgeschwindigkeit variiert (1, 3 und 6 km/h). Im Versuchsjahr 2020 wurde in allen behandelten Kartoffel- Varianten ein Absterbegrad von Blatt und Stängel von 100 % nach spätestens 14 Tagen bonitiert. In 2021 wurden in den reinen elektrophysikalischen Varianten Wirkungsgrade von 80 bis 90 % erzielt, was an feuchteren Bedingungen und einem stärkeren Krautwachstum lag. Die perennierenden Unkräuter zeigten eine hohe Wirkung auf den Spross von bis zu 100 %, jedoch trieben alle Arten in 2021 vier Wochen nach der Behandlung wieder aus, in 2020 war dies nur bei E. repens der Fall. Neben der Geschwindigkeit scheint die Bodenfeuchte zur Zeit der Applikation die Wirksamkeit zu beeinflussen. Durch die geringere Flächeneffizienz und zusätzliche Anschaffungskosten sind höhere Verfahrenskosten bei der Bewertung zu berücksichtigen. Zur umfänglichen Bewertung des Verfahrens fehlen noch Erkenntnisse –unter verschiedenen Einsatzbedingungen und zu potenziellen Nebenwirkungen.
Keywords