MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung (Jan 2022)

Vom Reizthema zum Qualitätsmerkmal – Die Coronapandemie als Gamechanger frühkindlicher Medienerziehung?

  • Theresa Lienau,
  • Elena Frense

DOI
https://doi.org/10.21240/mpaed/46/2022.01.16.X
Journal volume & issue
Vol. 46, no. Parents - Educators - Literacy

Abstract

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Während des ersten Covid-19-bedingten Lockdowns wurden die Rufe nach einer umfassenden Digitalisierung von Bildungsinstitutionen laut. Die Vermittlung von dafür notwendigen frühkindlichen Medienkompetenzen ist jedoch noch lange nicht im Alltag von Kitas angekommen. Es stellt sich die Frage, inwieweit die Extremsituation, in der sich Kitas und Familien während des ersten Lockdowns befanden, einen Gamechanger darstellt: Konnten die ausgelösten Digitalisierungsprozesse Eltern und Fachkräfte für die Potenziale digitaler Medien in der Kita sensibilisieren? Und inwieweit konnten Fachkräfte im Umgang mit digitalen Medien Hemmungen abbauen und Kompetenzen stärken? In der vorgestellten mehrstufigen Mixed-Methods-Studie wurden zwischen März und Dezember 2020 in zehn Kindertagesstätten sowohl Eltern als auch Fachkräfte befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass es durch den ersten Lockdown in den befragten Kitas diverse Anstösse hin zu einer offeneren und positiveren Grundhaltung gegenüber digitalen Medien gab. Etablierte analoge Praktiken wurden in vielen Bereichen aufgebrochen oder überdacht und stärker digitalisiert. Seitens der Eltern lassen sich – trotz einer Zunahme der kindlichen Mediennutzung im ersten Lockdown – keine wesentlichen Haltungsveränderungen hinsichtlich der Notwendigkeit einer gezielten Medienerziehung beobachten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die positiven Erfahrungen, die Kitas mit digitalen Medien gemacht haben, ein notwendiger erster Schritt zu einer nachhaltigen Verankerung von Medienpädagogik, jedoch keineswegs ein ‹Selbstläufer› sind.

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