Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie (Jan 2012)

From Trinidad to Cyberspace: Reconsidering Ernst Toch’s “Geographical Fugue”

  • Carmel Raz

DOI
https://doi.org/10.31751/698
Journal volume & issue
Vol. 9, no. 2
pp. 227 – 243

Abstract

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Ernst Toch’s “Geographical Fugue” was conceived of as a work for technological media, designed as a recording to be ‘performed’ by gramophone set to a faster speed. Perhaps uniquely in music history, this electronic work has had an almost exclusively acoustic performance history of more than eight decades. Premiered in 1930 at a Berlin-based festival dedicated to the incorporation of technology in music, a few years later the piece was transformed into a humorous showpiece spoken live by a-cappella choirs. However, these renditions represent a substantial deviation from the composer’s intention. This article contextualizes Toch’s compositional choices within the artistic, political, and scientific discourses of the Weimar Republic, with a focus on relationship between exoticism, experimental art and technology, postwar constructions of the body, and the influence of contemporary research on phonetics and sound reproduction. The latter are also examined through a linguistic analysis of the vowel and syllabic distribution within the “Geographical Fugue” itself. Finally, the afterlife of these features is explored in various contemporary remixes of Toch’s work on YouTube, and the ways in which contemporary possibilities of musical creation enable the work to return to a state that evokes its original context of technological experimentation. Ernst Tochs »Geographische Fuge« ist als eine Aufnahme, die auf einem Grammophon mit schnellerer Geschwindigkeit abgespielt werden sollte, ursprünglich für technologische Medien konzipiert gewesen. Als vielleicht einziges Beispiel in der Musikgeschichte kann diese quasi elektronische Komposition auf eine fast ausschließlich akustische Aufführungsgeschichte über mehr als acht Jahrzehnte zurückblicken. Nachdem das Stück 1930 bei einem Berliner Festival uraufgeführt worden ist, das der Verbindung von Technologie in die Musik gewidmet war, wandelte sich das Stück zu einem humoristischen Schaustück, das in der Regel in Live-Situationen von a-capella-Chören aufgeführt wird. Diese Arten der Wiedergabe des Stückes zeigen jedoch eine substanzielle Abkehr von den eigentlichen Intentionen des Komponisten. Der Artikel kontextualisiert Tochs kompositorische Entscheidungen innerhalb der künstlerischen, politischen und wissenschaftlichen Diskurse der Weimarer Republik mit einem Schwerpunkt auf der Beziehung zwischen Exotismus, experimenteller Kunst und Technologie, Körperkonstruktionen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und dem Einfluss von zeitgenössischer Forschung zur Phonetik und Klangreproduktion. Letzteres wird durch die linguistische Analyse der Vokale und die silbische Verteilung innerhalb der »Geographischen Fuge« untersucht. Schließlich wird das Nachleben dieser Aspekte in verschiedenen gegenwärtigen Remixen von Tochs Werken auf YouTube in den Blick genommen. Auf diese Weise versetzen aktuelle Möglichkeiten der Musikproduktion das Werk in einen Zustand, der dessen originären Kontext technologischen Experimentierens evoziert.

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