MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung (Apr 2024)

Die Herausforderung antidemokratischer Desinformationskampagnen

  • Maren Tribukait,
  • Johann Trupp

DOI
https://doi.org/10.21240/mpaed/59/2024.04.30.X
Journal volume & issue
Vol. 59, no. Desinformation von Rechts*

Abstract

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Spätestens seit dem erfolgreichen Wahlkampf Donald Trumps im Jahr 2016 werden Desinformationskampagnen weltweit als Bedrohung für Demokratien wahrgenommen. Der Beitrag fragt nach dem Ausmass der Zusammenarbeit zwischen Kreml-nahen russischen und deutschen rechtsextremen Akteur:innen, insbesondere im Hinblick auf digitale Desinformationsstrategien in Deutschland, und regt Konsequenzen für die Medienbildung an. Die Beschreibung der Verbindungen zwischen Kreml-nahen russischen und deutschen rechtsextremen Akteur:innen mithilfe des Begriffs des «politischen Feldes» (Bourdieu 2001) zeigt, dass beide Akteursgruppen ihr politisches Kapital aufwerten, indem sie sich in Differenz zu den etablierten Parteien in Deutschland positionieren und durch Gruppenbildung politisches Kapital an die jeweils andere Gruppe delegieren können. Die Analyse der Desinformationsaktivitäten im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 arbeitet heraus, dass die Zusammenarbeit nicht vollständig erfasst werden kann, da Desinformationskampagnen zum Teil verdeckt geführt werden. Die Aktivitäten eines Hauptakteurs auf russischer Seite, RT Deutsch, zeigen jedoch die zentral gesteuerte, offene Einflussnahme Russlands im deutschen Wahlkampf und die Kooperation mit deutschen Rechtsextremen. Als zentrale Bestandteile einer angemessenen Medienbildung werden neben (1) der Vermittlung von Recherche- und Analysestrategien (2) die Förderung eines «gesunden Masses an Skeptizismus» (Lewandowsky et al. 2012, 121) gegenüber Informationsquellen, (3) die Aufklärung über Manipulationsstrategien in zeitlicher und räumlicher Nähe zur Desinformation und (4) die Verschränkung von Medienbildung und politischer Bildung empfohlen.

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