Apparatus. Film, Media and Digital Cultures of Central and Eastern Europe (Nov 2021)

Pandemische Körper

  • Natascha Drubek

DOI
https://doi.org/10.17892/app.2021.00012.274
Journal volume & issue
no. 12

Abstract

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In der Reportage vom 55. Internationalen Filmfestival Karlovy Vary geht es um herausragende Produktionen aus Mittel- und Osteuropa, die im August 2021 in Karlsbad gezeigt wurden. Zugleich widmet sich die Autorin der Ära von COVID-19 in Tschechien, wie sie sich im Umgang des A-Festivals mit der Pandemie, aber auch in der Dramaturgie des Festivalprogramm manifestiert. Beleuchtet wird die Frage, wie sich die Filmkunst auf der einen, und die Medien und die Gesellschaft auf der anderen, zu der hohen Sterblichkeitsrate in diesem mitteleuropäischen Land stellen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt daher auf der Analyse tschechischer Filmproduktionen, die nach der Pause des Festivals im Jahr 2020 im Jahr 2021 in Karlovy Vary besonders zahlreich vertreten waren (Václav Kadrnka, Adéla Komrzý, Olmo Omerzu, David Ondříček, Jan Šikl). Ein Kapitel widmet sich der politischen wie auch kulturellen Bedeutung des Sports in der Geschichte des Landes in Zusammenhang mit dem Biopic Zátopek. Des weiteren werden zwei historische Quellen verwendende Dokumentarfilme (Sergei Loznitsa, Jan Šikl) präsentiert. Analysiert werden zwei georgische Filme, wie auch Werke aus Nordmazedonien (Dina Duma) und Rumänien (Radu Jude). Obgleich die in diesem Artikel behandelten Filme – einige davon sind Preisträger – die Pandemie nicht zum Thema machen, handeln sie alle von Tod und Familie: dem Umgang mit dem Tod in der Familie (Kadrnka, Jaroszuk, Koguashvili, Komrzý, Munkuev) oder vom Tod der Familie (Bliadze, Jaroszuk, Omerzu). Die Filme haben gemeinsam, dass sie alle vom Körper handeln – sowohl in seiner Stärke als auch in seiner Sterblichkeit. So wird im westböhmischen Kurort 2021 der Körper in Extremsituationen zum prägenden Thema des Festivals in einer Welt, die noch immer von COVID-19 heimgesucht wird.

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