Julius-Kühn-Archiv (Feb 2022)

Zwischenfrüchte als Ersatz für Glyphosat?

  • Klingenhagen, Günter,
  • Grundmann, Stephan,
  • Siekerkotte, Martin,
  • Droste, Natascha,
  • Grünewald, Martin,
  • Hanhart, Hermann,
  • Koch, Matthias,
  • Gersmann, Michael

DOI
https://doi.org/10.5073/20220124-074422
Journal volume & issue
Vol. 468
pp. 407 – 415

Abstract

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In den Jahren 2018-2020 wurden auf verschiedenen Betrieben in Nordrhein-Westfalen zu verschiedenen Terminen unterschiedliche Zwischenfrüchte mit unterschiedlicher Saattechnik und mit unterschiedlichen Arten der Bodenbearbeitung gesät. Dies geschah nach Wintergetreide und vor den folgenden Sommerungen: Sommergerste (Hordeum vulgare), Zuckerrüben (Beta vulgaris subsp. vulgaris convar.) und Mais (Zea mays). Ziel war es, die verschiedenen Verfahren zu vergleichen und ihre Eignung im Hinblick auf Etablierungssicherheit, Unkrautunterdrückung und Absterbeverhalten zu untersuchen. Wurde die Zwischenfruchtsaat zwei Wochen vor der Ernte in die Getreidebestände eingestreut, führte dies nur in einem von acht Versuchen zu einem guten Ergebnis. Ein gutes Ergebnis meint, dass die Zwischenfrucht andere Pflanzen ausreichend unterdrücken konnte. In den übrigen Versuchen lief die Zwischenfrucht nicht oder nur partiell auf. Wurde die Zwischenfrucht direkt nach der Saat in den Boden geschlitzt stieg die Erfolgsquote. In 50 % der Fälle entwickelte sich über den größten Teil der Parzellen ein gleichmäßiger, konkurrenzstarker Bestand, der Ausfallgetreide und Unkräuter unterdrückte und einen weiteren Unkrautauflauf bis zum Ende des Winters verhinderte. Zudem starben die Bestände über Winter ab. Für die Saat der nachfolgenden Sommerfrüchte war nur eine flache Saatbettbereitung erforderlich. In den Trockenjahren (2018 und 2019) war deutlich zu sehen, dass die Keimrate von Phacelia (Phacelia tanacetifolia) deutlich besser war als die von Leguminosen (Fabaceae), Sonnenblumen (Helianthus annuus), Buchweizen (Fagopyrum esculentum) oder einkeimblättrigen Pflanzen. Unter den feuchteren Bedingungen in 2020 konnte die starke Empfindlichkeit von Phacelia (Phacelia tanacetifolia) gegenüber Bodenverdichtungen beobachtet werden. In den Fahrgassen waren aber auch andere Pflanzen selten in der Lage, den Aufwuchs von unerwünschten Pflanzen, wie Ausfallgetreide, zu verhindern. Die frühen Saattermine (Juli bis Anfang August) bedingten, dass Phacelia, Lein (Linum usitatissimum) und Buchweizen, vor Winter reife Samen ausbildeten. So kam es in den nachfolgenden Sommerungen zum Auflauf von Pflanzen aus den ausgefallenen Zwischenfruchtsamen. Waren die Ergebnisse nicht zufriedenstellend, konnten bei diesem Verfahren (Saat direkt nach der Saat), eine schlechte Spreuverteilung, ungünstige Feuchteverhältnisse, Bodenverdichtungen oder Mäusefraß als Ursachen ausgemacht werden. Bei gleichem Saattermin aber mit vorheriger Bodenbearbeitung waren die Ergebnisse sehr eindeutig. In allen Fällen wurde die Keimung des Ausfallgetreides so stark angeregt, dass die Zwischenfrucht nicht mehr in der Lage war, das Ausfallgetreide ausreichend zu unterdrücken. Beim letzten Verfahren wurde das Ausfallgetreide zunächst durch eine zwei- bis dreimalige Bodenbearbeitung bekämpft. Die Saat der Zwischenfrucht erfolgte vier bis sechs Wochen nach der Ernte des Getreides. Die Etablierung war in allen Fällen kein Problem. Mäusefraß spielte keine Rolle. Allerdings liefen bei diesem Verfahren, gemeinsam mit der Zwischenfrucht, auch Acker-Fuchsschwanz (Alopecurus myosuroides Huds.) und Altraps (Brassica napus) auf. Diese Schlüsselunkräuter wurden, bei diesem Verfahren, nicht ausreichend unterdrückt.

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