Literatūra (Vilnius) (Jan 2011)

Franzo Kafkos kūrybos recepcija Lietuvoje (1939–1989). Zur Rezeption des Schaffens von Franz Kafka in Litauen (1939–1989)

  • Jadvyga Bajarūnienė

Journal volume & issue
Vol. 53, no. 4
pp. 24 – 36

Abstract

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In diesem Beitrag werden die Eigentümlichkeiten der Rezeption des Schaffens von Franz Kafka in Li­tauen von 1939 bis 1989, d.h. von dem letzten Jahr der Unabhängigeit an bis zum Vorabend der Wieder­herstellung des unabhängigen Litauen überblickt. Das erste Werk von Kafka (die Erzählung „Die Ab­weisung“) erschien auf Litauisch 1939, danach wur­de aber die Veröffentlichung von Kafkas Schriften für eine lange Zeit unterbrochen, da Kafka, wie auch andere westeuropäische Modernisten, als dekadent, das heißt, dem sozialistischen Selbstbewusstsein als schädlich, betrachtet wurde. Den Beginn der Kafka-Rezeption im Sowjetlitauen markiert die Veröffentli­chung der Erzählung („Ein Hungerkünstler“, 1965). Dieses Jahrzehnt war wegen der einsetzenden Libe­ralisierungsprozesse für die Wirkung von Kafka in Litauen relativ günstig (1968 erschien auf Litauisch das Oklahoma-Fragment aus dem Roman „Der Ver­schollene“ sowie ein Kommentar zu Kafkas Briefen an Milena. Jedoch war der Prozess der Verbreitung von Kafkas Schaffen in Litauen, besonders in den 70er Jahren, unsystematisch, auch wurde der Prager Dichter unterschiedlich, widersprüchlich und tenden­ziell bewertet – mal wurde er als ein pessimistischer und somit der „sozialistischen“ Welt fremde Autor gesehen, mal als ein Kritiker der kapitalistischen Ge­sellschaft akzeptiert. Eines der Hauptwerke von Kaf­ka, der Roman „Der Prozess“ wurde ins Litauische erst 1981 übersetzt. Ebenso mit Verspätung konnten die litauischen Leser Kafkas bekannte Erzählungen „Das Urteil“ (lit. 1977), „In der Strafkolonie“ (lit. 1981) sowie „Die Verwandlung“ (lit. 1988) lesen.Erst mit der Wiedererlangung der Unabhängig­keit konnte sich der Prozess der Kafka-Aneignung ohne Hindernisse gestalten. Die bekanntesten Er­zählungen und Romane wurden mehrmals verlegt, es erschienen neue Übersetzungen z.B., „Der Ver­schollene“ (lit. 1997), „Tagebücher 1910–1923“ (lit. 2011) und andere. In wissenschaftlichen und Kultur­zeitschriften, in begleitenden Artikeln zu verschiede­nen litauischen Ausgaben wurde Kafkas Schaffen und Persönlichkeit ausführlich besprochen und analysiert.

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