Austrian Law Journal (Oct 2015)

Kosovo – UNMIK accountability: Human Rights Advisory Panel Finds Discrimination in Privatization Cases

  • Wolfgang Benedek

Journal volume & issue
Vol. 2015, no. 2
pp. 277 – 284

Abstract

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ENGLISH: The Human Rights Advisory Panel (HRAP) established in 2006 to strengthen the accountability of UNMIK in Kosovo so far has dealt mainly with cases regarding property and missing persons. In two recent cases of members of the Egyptian and the Serbian minority (Fillim Guga and Nevenka Ristić ) it also dealt with privatization of socially - owned enterprises and found discrimination on ethnic grounds by the Special Chamber of the Supreme Court, established by UNMIK for such cases, which raises the accountability of UNMIK. In doing so the panel applied Article 14 of the ECHR on prohibition of discrimination in conjunction with Article 6 ECHR on fair trial in the light of relevant jurisprudence of the European Court of Human Rights. It also pointed out that in these cases the Special Chamber did not recognize a prima facie case of indirect discrimination and did not apply the principle of reversal of proof as required by the Anti - Discrimination Law of Kosovo. On behalf of UNMIK, the Special Representative of the Secretary - General defended the findings of the Special Chamber. The conclusions and recommendations in the Opinion of the Panel hold UNMIK accountable for the violations found and require it to take immediate and effective measures including an apology and adequate compensation for non-pecuniary damage as well as urging EULEX and other competent authorities in Kosovo to reopen the case by the Special Chamber. The work of the HRAP raises wider issues of accountability of international missions like UNMIK, to which it makes an important contribution. DEUTSCH: Das menschenrechtliche Beratungspanel, welches 2006 ins Leben gerufen wurde, um die Verantwortlichkeit von UNMIK im Kosovo zu stärken, hat sich bisher hauptsächlich mit Fällen zum Eigentumsrecht und hinsichtlich verschwundener Personen beschäftigt. In zwei aktuellen Fällen, die Mitglieder der ägyptischen bzw. serbischen Minderheit betrafen (Fillim Guga und Nevenka Ristić), setzte es sich nun mit der Privatisierung ehemaliger volkseigener Betriebe auseinander und stellte fest, dass es durch die Sonderkammer des Obersten Gerichtshofs, welche durch UNMIK für eben solche Fälle eingerichtet wurde, zu Diskriminierungen auf ethnischer Basis kam, die in der Verantwortlichkeit von UNMIK lagen. Dabei wandte das Beratungspanel Artikel 14 EMRK (Verbot der Diskriminierung) in Verbindung mit Artikel 6 EMRK (Recht auf ein faires Verfahren) an, wobei es die relevante Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte miteinbezog. Das Beratungspanel hob darüber hinaus hervor, dass die Sonderkammer des kosovarischen Obersten Gerichtshofs in den vorliegenden Fällen keine indirekte Diskriminierung prima facie sah und das Prinzip der Beweislastumkehr, wie es vom kosovarischen Anti-Diskriminierungs-Gesetz vorgesehen wäre, nicht zur Anwendung brachte. Im Namen von UNMIK verteidigte der Sonderbeauftragte des Generalsekretärs die Feststellungen der Sonderkammer. Die Schlussfolgerungen und Empfehlungen in der abschließenden Stellungnahme des Beratungspanels sehen UNMIK jedoch als für die festgestellten Menschenrechtsverletzungen verantwortlich an und verlangen umgehende und effektive Maßnahmen inklusive einer Entschuldigung und einer entsprechenden Wiedergutmachung für die immateriellen Schäden. Des Weiteren werden EULEX und andere zuständige Behörden im Kosovo aufgefordert, die Fälle vor der Sonderkammer wieder zu eröffnen. Die Arbeit des Beratungspanels wirft darüber hinaus grundsätzliche Fragen der Verantwortlichkeit internationaler Missionen wie UNMIK auf, wozu es einen wichtigen Beitrag liefert.

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