Anafora (Jan 2021)

Die Krankheit des Ritters / der Ritter als Krankheit – Funktion(-alisierung-)en der Syphilis in Erasmus’ von Rotterdam Coniugum impar (1529)

  • Lea Reiff

DOI
https://doi.org/10.29162/ANAFORA.v8i2.6
Journal volume & issue
Vol. VIII, no. 2
pp. 353 – 375

Abstract

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Syphilis findet in Erasmus’ von Rotterdam Colloquia familiaria mehrfach Erwähnung. Insbesondere ein 1529 in die Sammlung aufgenommener Dialog mit dem Titel „Ἄγαμος γάμος sive Coniugum impar“ („Die ungleiche Ehe“) setzt sich mit dem Ende des 15. Jahrhunderts als neu wahrgenommenen Krankheit auseinander. In diesem Text werden Teile des semantischen Spektrums der Lepra durch Vergleich, Abgrenzung und Überbietung auf die Syphilis übertragen, was eine Lesbarkeit des kranken Körpers nicht nur als infektiös, sondern auch als sünden- und schuldbehaftet ermöglicht. In einer Lesart als Schlüsseltext wird der Dialog im Kontext einer schriftlich geführten Kontroverse zwischen Erasmus und Heinrich Eppendorf verortet, die auf ein früheres Zerwürfnis zwischen Erasmus und Ulrich von Hutten in den Jahren 1522/23 zurückgeht. Es wird herausgestellt, dass der syphilitische Bräutigam des „Coniugum impar“ auf Hutten verweist und mit ihm das Vorbild Eppendorfs diskreditiert. In allegorischer Lesart wird damit auch die Verdorbenheit des Standes der Reichsritter insgesamt herausgestellt.

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