Conflict & Communication Online (Oct 2018)
Vor allem mögen wir es nicht, wenn man uns Flüchtlinge nennt – Hannah Arendts Aufsatz We refugees von 1943
Abstract
In dem 1943 publizierten Aufsatz We refugees beschreibt und analysiert Hannah Arendt die Reaktionen jüdischer Emigrantinnen und Emigranten auf ihre Situation. Im Mittelpunkt steht das Ringen um Identität, welches sich zum einen an Fragen der sozialen Herkunft und Zugehörigkeit festmacht und zum anderen daran, wie eine verloren gegangene Vergangenheit und eine ungewisse Zukunft wiedergewonnen werden können. Arendt zeigt verschiedene Möglichkeiten und Unmöglichkeiten dieses Ringens auf. Für Arendt steht fest, dass die von vielen Emigrantinnen und Emigranten bevorzugte Assimilationsstrategie im Kontext der damaligen politischen Situation nicht tragfähig sein konnte. Ein Vergleich mit einem Aufsatz des 1937 im Pariser Exil lebenden Psychologen Erich Stern zu derselben Thematik zeigt Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede auf.