MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung (Mar 2012)
Medienbildung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
Abstract
Die Zeitungen überschlugen sich Ende November 2010 geradezu mit positiven Nachrichten zur Medienkompetenz der jungen Generation: „Jugendliche wissen, was sie im Internet tun“, titelte z. B. „Die Welt“ (Brühl 2010, 1). Die Schlagzeile bezieht sich auf die JIM-Studie 2010 (Jugend, Information, (Multi-)Media). Auch die 13. Auflage dieser Studienreihe bestätigt, dass das Internet seit einigen Jahren für Heranwachsende ein selbstverständlicher Teil ihres Alltags ist. Gleichzeitig scheint das Bewusstsein für potentielle Gefahren gewachsen zu sein. Unter anderem gehen Jugendliche etwas sensibler mit persönlichen Daten um als noch vor einem Jahr. Wenngleich die Nutzung des Internets in der subjektiven Bedeutung von Medienaktivitäten neben dem Hören von Musik bei Jugendlichen ganz vorn liegt, so hat sich die Nutzungsdauer für weitere digitale wie auch für traditionelle Medien kaum verringert. Kinder und Jugendliche wachsen heute in mediatisierten Welten auf, wenngleich die Mediennutzung je nach Bildungshintergrund und in einigen Bereichen auch geschlechtsspezifisch stark variiert (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2010, 62 ff.; siehe auch Lundby 2009; Lutz 2006). Zudem bestehen Chancenungleichheiten sowohl in der Zugänglichkeit als auch in der Nutzbarkeit digitaler Medien. Mangelnde Kompetenzen können mit der wachsenden Bedeutung medienbasierter Kommunikationsformen zu negativen Zuschreibungen führen und soziale Benachteiligung hervorbringen oder verstärken. Zugleich werden digitalen Medien im fachlichen Diskurs vielfach Potentiale für die Förderung gesellschaftlicher und bildungsbezogener Teilhabe zugeschrieben (vgl. Kutscher 2009).