MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung (Feb 2024)

Diversität in Erklärvideos auf YouTube

  • Verena Honkomp-Wilkens,
  • Karsten D. Wolf

DOI
https://doi.org/10.21240/mpaed/53/2024.02.25.X
Journal volume & issue
Vol. 53, no. ENTGRENZUNGEN

Abstract

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YouTube ist ein zentrales Social Video Network für Jugendliche und junge Erwachsene. Bisherige Untersuchungen zur genderspezifischen Darstellung von YouTuber:innen weisen auf eine genderstereotype Darstellung hin. Dieser Beitrag fokussiert die Frage, inwiefern mit stereotypen Darstellungen von Geschlecht in Erklärvideos und Tutorials auf YouTube gebrochen wird und mit welchen Differenzkategorien Gender dabei verwoben ist. Auf Basis einer Analyse von 59 Interviews mit 14- bis 22-Jährigen werden zunächst beliebte YouTube-Kanäle zu schulischen und freizeitbezogenen Themen identifiziert und dann bzgl. ihrer Diversität (Gender, Alter, Race/ethnicity) analysiert. In einem zweiten Schritt werden die Bedeutung von Diversitäts-Dimensionen auf die Auswahlstrategien der Rezipient:innen sowie deren Zuschreibung von (Erklär-)Kompetenz und Fachexpertise der Videoprotagonist:innen analysiert. Im audio-visuellen Bildungsraum YouTube finden sich Belege für eine vergleichsweise höhere Diversität der erklärenden Videoprotagonist:innen in ausserschulischen im Vergleich zu schulischen Themenfeldern, in denen überwiegend weiss und männlich gelesene Personen im Alter zwischen Anfang Zwanzig bis Mitte Vierzig zu sehen sind. Frauen* und PoC werden beinahe ausschliesslich in freizeitorientierten Themenfeldern sowie insgesamt häufiger in englischsprachigen Erklärvideos rezipiert. Doch auch der Bereich der ausserschulischen Erklärvideos und Tutorials ist durch eine genderspezifische Ordnung gekennzeichnet, in deren Rahmen Themenfelder entsprechend stereotypen Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit bespielt werden. Diese Ordnung wird von den Schüler:innen überwiegend nicht hinterfragt, sondern aus stereotypen Vorstellungen über die Wahrnehmung von Geschlecht begründet. Davon abweichende Selbstinszenierungen werden als potenzielle Bereicherung – allerdings nur für Mädchen und Frauen – beschrieben. Aus den Ergebnissen können sowohl medienpädagogische Bedarfe bzgl. einer gendersensiblen Medienbildung identifiziert werden als auch vertiefende Forschungsfragen zu sprachraum- und themenbezogenen Unterschieden bildungsbezogener Stereotypisierungen abgeleitet werden.

Keywords