Raumforschung und Raumordnung (Nov 1993)
Sanfter Tourismus – die Lösung für alle Probleme?
Abstract
„Sanfter Tourismus“ ist heute in Planung und Politik ein geradezu selbstverständliches Programm. Kaum jemand würde es wagen, sanften Tourismus nicht zu wollen. Die Entstehungsgeschichte des „sanften“ oder „auch sozial- und umweltverträglichen“ Tourismus ist eng mit der Entstehung und den Veränderungen der Ökologiebewegung in den 80er Jahren verbunden. Daraus ist einiger ideologischer Ballast erhalten geblieben, der in der Praxis manchmal nicht einfach zu handhaben ist. Das betrifft insbesondere die modernisierungs- und stadtfeindlichen Tendenzen, die im romantischen „Zurück zur Natur“ gipfeln können. Um sanften Tourismus praktisch umzusetzen, muß klar unterschieden werden zwischen drei Dimensionen und fünf Ebenen des sanften Tourismus, die in dem Beitrag näher definiert werden. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Planung in der Bundesrepublik Deutschland erscheinen im Prinzip ausreichend, um eine „sanfte“ Tourismusentwicklung voranzutreiben, jedenfalls, wenn sie kreativ eingesetzt würden. Unterschieden werden muß jedoch im Einsatz der Instrumente deutlich zwischen Gemeinden und Regionen, die ihren Tourismus neu entwickeln wollen (z. B. neue Bundesländer), und solchen, die Überlastungen entgegensteuern wollen (z. B. klassische Urlaubsorte an der See und in den Alpen). Sanfter Tourismus ist kein Planungs-Rezept, sondern eine Grundhaltung vernünftiger Grenzen, Grenzen, die aber immer wieder neu aus gehandelt und für die die Durchsetzungsinstrumente immer wieder neu formuliert werden müssen.