Forum: Qualitative Social Research (Jan 2023)

Go-Along-Interviews als Methode für eine sozial-ökologische Stadtnaturforschung

  • Lukas Sattlegger,
  • Anna S. Brietzke,
  • Melina Stein,
  • Florian D. Schneider

DOI
https://doi.org/10.17169/fqs-24.1.3923
Journal volume & issue
Vol. 24, no. 1

Abstract

Read online

Die Anwendung von Go-Along-Interviews ermöglicht einen integrierten Methodenmix, bei dem qualitative Interviews mit teilnehmender Beobachtung kombiniert werden, um die analytische Verknüpfung von Diskursen und Praktiken zu erleichtern. Ihre besondere Sensitivität für die räumliche Einbettung und Reflexion sozialer Prozesse wurde in diversen Forschungskontexten erprobt und beschrieben. Anhand unserer Forschung zu Stadtnaturbeziehungen bei Lockdown-Spaziergängen wollen wir diese methodologischen Diskurse fortführen und den Mehrwert von Go-Along-Interviews insbesondere für die sozial-ökologische und transdisziplinäre Forschung herausarbeiten. Die Corona-Lockdowns dienten uns dabei als Brennglas, um die in den alltäglichen Spaziergängen habitualisierten Naturinteraktionen aufzuspüren und subjektive Bedeutungen der Stadtnatur erfahrbar und kommunizierbar zu machen. Mittels konkreter Episoden unserer Interviews reflektieren wir methodische Besonderheiten von Go-Along-Interviews wie die Generierung von Erzählungen, die Einbeziehung von materiellen Umwelten und nicht-menschlichen Akteuren, die Erschließung von Erinnerungen und Erfahrungen, das Nachvollziehbarmachen von Bewertungen und die Ermöglichung einer Selbstreflexion. Diesen Potenzialen stellen wir spezifische Herausforderungen der Anwendung von Go-Along-Interviews im Hinblick auf die Zugänglichkeit des Interviewraums, die Dynamik der Interviewsituation sowie das veränderte Verhältnis zwischen Interviewer*in und Interviewpartner*in gegenüber. Unter Berücksichtigung dieser Herausforderungen können Go-Along-Interviews sowohl das sozialwissenschaftliche Methodenspektrum der Stadtnaturforschung als auch naturwissenschaftliche Beschreibungen der Stadtökologie maßgeblich bereichern. Dieser analytische Mehrwert wird ergänzt durch eine besondere Anschlussfähigkeit an transdisziplinäre, partizipative und transformative Forschung.

Keywords