Raumforschung und Raumordnung (Mar 1985)
Zur Dezentralisierung der Kraftwerksstandortstruktur und ihrer Auswirkung auf das Niveau der regionalen Stromkosten
Abstract
Lange Zeit war es ein Dogma in der Planung der Kraftwerksstandorte, die fossil befeuerten Kraftwerke in der Nähe der Brennstoffvorkommen zu plazieren. Doch spätestens seit Mitte der 70er Jahre wird die Kostenschere, z. B. zwischen dem Transport von Strom über Freileitungen und dem Transport äquivalenter Mengen an Steinkohle per Bahn oder Schiff, immer größer. Seitdem ist der Brennstoffbezug über weite Strecken kostengünstiger als der Stromtransport. Es eröffnen sich hierdurch Chancen einer Dezentralisierung der früher ganz überwiegend brennstofforientierten Kraftwerksstandortstruktur. Werden durch die dezentrale, dem regionalen Strombedarf lastenspezifisch angepaßte Kraftwerkszusammensetzung komparative Transportkostenvorteile genutzt, kann in den stromimportierenden Stromhochpreisregionen das Niveau der angebotsstrukturbedingten Kostenunterschiede abgebaut werden. Der dezentrale, verbrauchsnahe Ausbau der Stromproduktion erfordert den geringsten Bedarf an Leitungstrassen. Dadurch werden Netzkosten eingespart, die sonst vor allem den stromimportierenden Regionen aufgebürdet würden. Weitere Kosteneinsparungen können darüber hinaus durch rationelle Energienutzung, hauptsächlich durch Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung, erreicht werden.