Heidelberger Jahrbücher Online (Aug 2019)

Gebräunte Haut als Schönheitsideal

  • Tatiana Görig,
  • Sven Schneider,
  • Katharina Diehl

DOI
https://doi.org/10.17885/heiup.hdjbo.2019.0.24013
Journal volume & issue
Vol. 4

Abstract

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In den westlichen Industrienationen gilt gebräunte Haut allgemein als schön und erstrebenswert. Psychologische Studien zeigen, dass Jugendliche und Erwachsene sich häufig natürlicher und künstlicher ultravioletten (UV-) Strahlung (etwa Sonnenbaden oder Solariennutzung) aussetzen, um ihre Attraktivität zu steigern. Ein solches Schönheitsideal birgt jedoch zahlreiche dermatologische und onkologische Risiken (z. B. vorzeitige Hautalterung, Hautkrebs). Im Rahmen des bundesweit repräsentativen Nationalen Krebshilfe-Monitorings (NCAM) wurden im Jahr 2017 3.000 Personen zu den sogenannten attraktivitätsbezogenen Motiven des Bräunungsverhaltens (ABM) befragt. Es zeigte sich, dass ABM eher für Befragte zwischen 18 und 35 Jahren, Befragte mit Migrationshintergrund, Befragte mit mittlerem Bildungsniveau und für Befragte ohne festen Partner relevant waren. Zudem zeigte sich, dass Personen, die sich mit dem Ziel der Attraktivitätssteigerung bräunen, eine geringere Risikowahrnehmung für natürliche und künstliche UV-Strahlung besitzen, aber gleichzeitig ein risikoreicheres Bräunungsverhalten zeigen: Sie bräunen sich häufiger im Solarium und in der Sonne und berichten dabei häufiger von einem Sonnenbrand. Damit haben diese Personen ein erhöhtes Risiko, Hautkrebs zu entwickeln. Diese Ergebnisse sind von Bedeutung für zukünftige Präventionsmaßnahmen. So sollten Präventionskampagnen auch einen Schwerpunkt auf die Reduzierung der positiven Bewertung einer gebräunten Haut und damit auf die Veränderung westlicher Schönheitsideale legen.

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