Linguistica (Dec 1997)

Die historische entwicklung der mehrsprachigkeit im Aostatal aus sprachsoziologischer sicht: eine diachrone Rückschau samt Ausblick ins 21. Jahrhundert

  • Roland Bauer

DOI
https://doi.org/10.4312/linguistica.37.1.3-25
Journal volume & issue
Vol. 37, no. 1

Abstract

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Die seit 1948 autonome Region Aostatal liegt bekanntlich am Fuße der höchsten Alpengipfel im Grenzgebiet zwischen Südostfrankreich, der Westschweiz und Nordwestitalien. In vorrömischer Zeit war das Tai von den Salassern besiedelt, die erst nach mehr als einem Jahrhundert kriegerischer Auseinandersetzungen im Jahr 25 v.C. von den Römern unterworfen werden konnten. Nach dem Untergang des weströmischen Reichs (476 n.C.) übernahmen, nach kurzen Interregnien der Burgunder, der Ostgoten und der Byzantiner, die Langobarden das Ruder in der Region. 575 wurde das Aostatal ins franko-burgundische Reich eingegliedert, womit auch die sprachliche Orientierung zur Galloromania erstmals definitiv gegeben war. Nach knapp drei Jahrhunderten Zugehörigkeit zum Frankenreich fiel das Gebiet an das Königreich Hochburgund, welches 1032 mit dem Deutschen Reich unter Konrad II. vereinigt wurde. Ab diesem Zeitpunkt übernahmen die Savoyer die alten burgundischen Besitztümer im Aostatal. Ihre Herrschaft über die Region, im Rahmen derer den Valdostanern erstmals 1191 Sonderprivilegien eingeräumt wurden, sollte schließlich bis ins 19. Jahrhundert, genauer gesagt bis zur Einigung Italiens reichen.

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