Medien & Kommunikationswissenschaft (Sep 2024)

Wie viel Journalismus steckt in der deutschen E-Sport-Berichterstattung? Rollenselbstverständnisse von E-Sport-Berichterstatter:innen

  • Jessica Kunert,
  • Maik Jahn

DOI
https://doi.org/10.5771/1615-634X-2024-3-261
Journal volume & issue
Vol. 72, no. 3
pp. 261 – 279

Abstract

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Diese Studie untersucht die Rollenselbstverständnisse deutscher E-Sport-Berichterstatter:innen und fragt, inwieweit sich diese mit journalistischen Rollenselbstverständnissen decken. Auf Basis der Forschung zu Rollenselbstverständnissen im Sportjournalismus sowie dem Feld der „journalistic strangers“ wurden qualitative Leitfadeninterviews mit 13 E-Sport-Berichterstatter:innen geführt. Die Studie identifiziert drei übergeordnete Selbstverständnisse von E-Sport-Berichterstatter:innen: (1) die Dokumentar:innen, welche das Tagesgeschehen im E-Sport abbilden, vor allem bei E-Sport-Agenturen arbeiten und dort in ihrer journalistischen Rollenausübung eingeschränkt sind; (2) die Kontrolleur:innen, die für traditionelle Medien oder ein Fan-Medium schreiben, die Missstände im E-Sport aufzeigen wollen und dabei unabhängig in ihrer Rolle agieren können; und (3) die Erklärer:innen, die sowohl bei traditionellen als auch bei E-Sport-Medien beschäftigt sind, ihrer spezifischen Zielgruppe die Grundzüge des E-Sport erklären und dabei unabhängig bleiben können. Einfluss auf die Rollenselbstverständnisse nehmen besonders die Faktoren Medium und Publikumsausrichtung. Dies bedeutet, dass neue Akteur:innen wie E-Sport-Agenturen eine Lücke in der Berichterstattung füllen. Hierbei wird diskutiert, ob es zu einer Transformation des Sportjournalismus kommt und kommen sollte.