Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung (Dec 2021)

Bürgerliche Natursehnsucht und faschistisches Potenzial: Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Leo Löwenthal über das Desiderat Natur als Lebensnerv des Rechtsradikalismus

  • Tobias Wallmeyer

DOI
https://doi.org/10.3224/zrex.v1i2.08
Journal volume & issue
Vol. 1, no. 2-2021
pp. 308 – 321

Abstract

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Der Beitrag setzt dazu an, grundlegende theoretische Gedanken der frühen Frankfurter Schule aus einer kritisch-phänomenologischen Perspektive neu zu durchdenken, um sie im Blick auf die allgemeinen Mobilisierungspotenziale des Rechtsradikalismus fruchtbar zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei das Modell des bürgerlichen Subjekts als potenziell faschistisches Individuum. Anhand einer systematischen Rekonstruktion der hermeneutischen Überlegungen Adornos, Horkheimers und Löwenthals wird die Frage beantwortet, weshalb der Kritischen Theorie zufolge Individuen aus der „Mitte“ der modernen, liberalen, bürgerlichen Gesellschaft ansprechbar werden können für den Rechtsradikalismus. Als fruchtbarer Boden erweist sich dabei ein bestimmtes Leid, welches sich als Desiderat Natur beschreiben lässt. Einen Gedanken Leo Löwenthals entfaltend, kommt der Beitrag zu dem Schluss, dass insbesondere die Erfahrung natürlicher Aufruhr eine brisante Umschlagstelle darstellen könnte, an dem eine zunächst harmlose bürgerliche Natursehnsucht, die sich oft hinter dem Slogan „Zurück zur Natur“ versteckt, sich gegenüber genuin faschistischen und rechtsradikalen Denkungsarten anschlussfähig zeigt.

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