MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung (Mar 2012)
Unterrichtserleben in Notebook-Klassen
Abstract
Die Integration digitaler Medien in Schule und Unterricht wird in Deutschland seit (mindestens) vier Jahrzehnten diskutiert (Schaumburg/Seidel 2009; Wedekind 2010). Obwohl sich die zugrunde liegenden Technologien und damit die Perspektiven auf mediengestützte Bildung im Laufe der Jahre stark gewandelt haben, erweisen sich die Argumentationsmuster für die schulische Implementierung von Computer- und Informationstechnologie als relativ stabil. So identifizierte Hawkridge (1990) vier Begründungslinien, die nach wie vor relevant erscheinen (vgl. Herzig/Grafe 2007; Eickelmann 2010a). Die gesellschaftliche Begründungslinie (social rationale) geht davon aus, dass Schülerinnen und Schüler auf eine „digital geprägte Gesellschaft und Kultur“ (BMBF 2009) vorbereitet werden müssen. Dabei geht es um eine umfassende Medienbildung, die den produktiven und reflektierten Umgang mit digitalen Medien als Grundlage für die Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen einschließt. Die berufsbezogene Begründungslinie (vocational rationale) orientiert sich dagegen an den Anforderungen der Arbeitswelt, in der Schülerinnen und Schülern ohne ausreichenden Zugang zu Computern und Internet – die es auch in der (vermeintlichen) Net Generation (Schulmeister 2009) noch gibt – Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt prognostiziert werden (Eickelmann 2010a). Aufgrund betrieblicher Ausbildungserfordernisse sind Computerkompetenzen bspw. im kaufmännischen Bereich der beruflichen Bildung essentiell. Die pädagogische Begründungslinie (pedagogic rationale) stellt dagegen auf die lernförderlichen Potenziale digitaler Medien und deren didaktisch begründete Nutzung ab. Digitale Medien ermöglichen Adaptivität, Interaktivität sowie die multicodale und multimodale Präsentation von Informationen. Kommunikation und Kooperation können durch Medieneinsatz gefördert werden (Herzig/Grafe 2010). Darüber hinaus werden digitalen Medien besondere Potenziale für die Binnendifferenzierung und Individualisierung von Unterrichtsprozessen zugeschrieben (Eickelmann 2010b). Eng damit verbunden ist die „katalytische“ Begründungslinie (catalytic rationale).