Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften (Oct 2000)

Lernen im Dialog – Beschreibung und Analyse von Schülerdialogen beim Lösen eines Problems in einer Lerndyade

  • Erwin Beck,
  • Matthias Baer,
  • Thomas Bachmann,
  • Titus Guldimann,
  • Ruth Niedermann,
  • Michael Zutavern

DOI
https://doi.org/10.24452/sjer.22.3.4589
Journal volume & issue
Vol. 22, no. 3

Abstract

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In der folgenden Studie wurden Dialoge untersucht, in denen zwei Schüler oder Schülerinnen ohne Hilfe einer steuernden und korrigierenden Lehrkraft gemeinsam versuchten, ein Problem zu lösen. Das Ziel, eine Alltagsfrage wie “Warum schwimmt ein Eisenschiff?” zu beantworten, weist den Weg zur Lösung des physikalischen Problems . Was im Dialog über das aufgerufene Sachproblem an Erfahrungen, Lösungsideen und Fragen zwischen den beiden Lernpartnern ausgelöst wird, macht die Fruchtbarkeit solcher Situationen aus. In einer repräsentativen Studie mit über 400 Schülerinnen und Schülern aus 20 Klassen des 8. Schuljahres wurden solche Dialoge zu einer physikalischen und zu einer eher sprachlichen Problemstellung untersucht. Hier war das Ziel, Rahmenbedingungen zu analysierern, die beitragen, dass Dialoge mehr oder weniger lernförderlich verlaufen. Es konnten z.B. geschlechtsspezifische Unterschiede und die Bedeutung des Vorwissens nachgewiesen werden. Bei einer kleineren Stichprobe von 31 Dialogpaaren wurden die Äusserungen der Gespräche unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigten unter anderem, dass beim Lösen eines sprachlichen Problems eher die Fähigkeit zum Steuern eine Rolle spielt, bei der naturwissenschaftlichen Aufgabe die Vielfalt des sachlichen Vorwissens und “kreatives Abschweifen” helfen. Daraus lassen sich Folgerungen für das kooperative Lernen und die didaktische Bedeutung von Lernpartnerschaften ableiten. Ebenfalls thematisieren lässt sich die Bedeutung des Dialogs im gegenwärtigen Schulunterricht.