Yearbook of Swiss Administrative Sciences (Dec 2020)

Die Planung von Schlaglöchern? Fehlermanagement der öffentlichen Hand im Bereich der materiellen Infrastrukturbereitstellung

  • Thorsten Winkelmann,
  • Julia Zimmermann

DOI
https://doi.org/10.5334/ssas.150
Journal volume & issue
Vol. 11, no. 1

Abstract

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Although public infrastructure is a prerequisite for the social development and development of economic activities, has a socio-spatial integrating effect and is of central importance for performance and competitiveness, its provision in Germany is deficient. Planning, construction, financing, and operation of such facilities struggle with numerous challenges such as time delays and cost overruns. Such deviations from the target do not only occur in major projects such as Stuttgart 21, Berlin Brandenburg International (BBI) or the Elbphilharmonie in Hamburg, but almost every bypass road and municipal bridge is affected. These investment economic problems are to be identified through a systematic evaluation of annual reports from various audit offices in the period from 2006 to 2019. In this way, for the first time, different functional, technical, legal, economic, urban development and, finally, design weaknesses in public sector investments can be identified from the perspective of state financial control. However, this data set not only provides information on the deficits in the provision of public infrastructures, it also serves to work out the learning effects of the German building administration. The annual reports usually contain a case description, the criticism of the respective Court of Auditors, a statement by the authorities demanded, and a final assessment by the Court of Auditors. By evaluating the comments, it is possible to determine how the construction authorities react to the criticisms, which problems are dealt with and how, and which conceptual, institutional and personnel consequences the construction authorities draw for future projects. Résumé Obschon öffentliche Infrastruktur die Voraussetzung für die soziale Entwicklung und Entfaltung wirtschaftlicher Aktivitäten darstellt, sozialräumlich integrierende Wirkung hat und für die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit von zentraler Bedeutung ist, gestaltet sich ihre Bereitstellung in Deutschland defizitär. Planung, Errichtung, Finanzierung und Betrieb entsprechender Einrichtungen kämpfen mit zahlreichen Herausforderungen wie zeitliche Verzögerungen und Kostenüberschreitungen. Derartige Zielabweichungen treten dabei nicht nur bei Großvorhaben wie Stuttgart 21, Berlin Brandenburg International (BBI) oder der Elbphilharmonie in Hamburg auf, sondern nahezu jede Umgehungsstraße und kommunale Brücke sind hiervon betroffen. Diese investitionswirtschaftlichen Probleme sollen durch eine systematische Auswertung von Jahresberichten unterschiedlicher Rechnungshöfe im Zeitraum von 2006 bis 2019 identifiziert werden. Hierdurch lassen sich erstmals unterschiedliche funktionale, technische, rechtliche, ökonomische, städtebauliche und nicht zuletzt gestalterische Schwachstellen bei Investitionen der öffentlichen Hand aus Sicht der staatlichen Finanzkontrolle herausarbeiten. Dieser Datensatz liefert jedoch nicht nur Hinweise auf die Defizite bei der Bereitstellung öffentlicher Infrastrukturen, vielmehr dient es auch dazu, Lerneffekte der deutschen Bauverwaltung herauszuarbeiten. So enthalten die Jahresberichte üblicherweise eine Fallbeschreibung, die Kritik des jeweiligen Rechnungshofes, eine Stellungnahme der angemahnten Behörde sowie eine abschließende Beurteilung seitens des Rechnungshofes. Durch eine Auswertung der Stellungnahmen lässt sich ermitteln, wie bauausführende Stellen auf die Anmahnungen reagieren, auf welche Probleme wie eingegangen wird und welche konzeptionellen, institutionellen und personellen Konsequenzen die Bauverwaltungen für kommende Vorhaben ziehen. Schlagwörter: Infrastrukturen; Kostenüberschreitungen; Planungsdefizite; Rechnungshof; Lernen; Bauverwaltung

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