Raumforschung und Raumordnung (Jan 1989)

Regionalentwicklung für Europa

  • Martin Lendi

DOI
https://doi.org/10.14512/rur.2412
Journal volume & issue
Vol. 47, no. 1

Abstract

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Mit dem Planbaren ist immer das Nicht-Planbare verbunden – ein Satz, der uns „Raumplanern“ vertraut ist, auch wenn er uns hin und wieder Mühe bereitet. Mit dem Aufbau des „organisierten“ Europa stellt sich die Frage nach der europäischen Raumordnung, die, bewußt oder unbewußt gestaltet, durch das wirtschaftliche Geschehen auf alle Fälle beeinflußt wird. Die mit der Raumordnungspolitik eng verknüpfte Regionalpolitik hat dabei nicht nur planerisch konzipierte „Funktionsräume“ zu entwerfen und auf Europas Anforderungen auszurichten, sondern jene kulturellen Werte hervorzuheben, die in der Region ihren Nährboden haben. Diese fehlen dem dominant von der Wirtschaft her denkenden, supranational agierenden Europa mit seiner zentralen Administration. Sie sind deshalb von der Raumordnungspolitik, die um die Potenzen der Region weiß, einzubringen – als ungeplantes und nicht planbares, aber konstitutives Element, ohne das es letztlich kein politisch faßbares Europa gibt. Der wichtigste Beitrag der Regionalentwicklung für Europa, den die Regionalentwicklung zu leisten hat, liegt also außerhalb des Planbaren. Wenn die Raumordnungspolitik dem Nicht-Planbaren den gleichen Respekt zollt wie dem Planbaren, dann bereichert sie Europa. Die Kultur ist dabei nicht ein „Tertium“. Sie umschließt alles, was mit Sorgfalt getan wird, die Kultur im engeren Sinn, aber auch die Wirtschaft, die Politik und die gesellschaftliche Ausstrahlung.