Linguistica (Dec 2020)

Deutsch im historischen Maribor

  • Vida Jesenšek

DOI
https://doi.org/10.4312/linguistica.60.2.147-160
Journal volume & issue
Vol. 60, no. 2

Abstract

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Der jahrhundertelange Kontakt zwischen der slowenischen und deutschen Sprache und Kultur hat die Stadt Maribor bedeutsam geprägt. Seit den Anfängen der Stadtentwicklung im 12. Jh., vor allem aber seit dem 13. Jh., als die Stadt unter die Herrschaft der Habsburger kam, nahm die Zuwanderung aus den deutschsprachigen Ländern stark zu, vorrangig aus dem heutigen österreichischen Kärnten und der österreichischen Steiermark, jedoch auch aus Bayern und vielen deutschen mittelalterlichen Städten, was zu einem stark ausgeprägten deutschen Stadtcharakter führte. Die deutschsprachigen Zuwanderer waren in der Regel hochqualifiziert und gebildet; sehr schnell übernahmen sie führende Positionen in der Wirtschaft und im öffentlichen Leben. Zu bemerkbaren national- und kulturpolitischen Auseinandersetzungen zwischen den Deutschsprachigen und den Slowenen kam es in den 60er Jahren des 19. Jh. Seitdem dienten beide Sprachen, jeweils zu ihrer Zeit, zur Identifizierung der Stadtbewohner mit eigener Sprach- und Nationalgemeinschaft sowie zur Regelung sozialer und Machverhältnisse in Wirtschaft, Verwaltung, Alltagskommunikation, Schulwesen und Kulturleben. Die gegenseitige Beeinflussung beider Sprachen führte zur Ausprägung einer umgangssprachlichen Varietät des Deutschen mit slowenischen Interferenzerscheinungen, bekannt unter dem Namen Mariborer Deutsch sowie zur Ausbildung der städtischen slowenischen Umgangssprache mit zahlreichen Germanismen.

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