Medien & Kommunikationswissenschaft (Nov 2014)

Negativität in der Politikberichterstattung. Deutschland, Österreich und die Schweiz im Vergleich

  • Sven Engesser,
  • Frank Esser,
  • Carsten Reinemann,
  • Sebastian Scherr,
  • Jörg Matthes,
  • Anke Wonneberger

DOI
https://doi.org/10.5771/1615-634x-2014-4-588
Journal volume & issue
Vol. 62, no. 4
pp. 588 – 605

Abstract

Read online

Negativität ist ein zentrales Konzept in der Forschung zur politischen Kommunikation, doch hinsichtlich Konzeptualisierung und Operationalisierung besteht weitgehend Uneinigkeit. Auch beruhen viele Befunde auf der Analyse von Spezialzeiten wie dem Wahlkampf. Der vorliegende Beitrag zerlegt Negativität in die vier zentralen Dimensionen Tonalität, Konflikt, Untauglichkeit und Unvorteilhaftigkeit und untersucht die Politikberichterstattung von Leitmedien gezielt in den Routineperioden zwischen Wahlkämpfen. Er zieht Vergleiche zwischen drei deutschsprachigen Ländern (Deutschland, Österreich und der Schweiz), Online- und Offline-Angeboten, vier Mediengattungen (öffentlicher und privatwirtschaftlicher Rundfunk, Qualitäts- und Boulevardzeitungen) sowie verschiedenen Darstellungsformen und Themen. Es zeigt sich, dass Medien in Österreich, online und in meinungsbetonten Darstellungsformen negativer über Politik berichten als in ihren Vergleichsgruppen. Schweizerische Medien bringen mehr positiv gehaltene Beiträge und stellen politische Akteure seltener unvorteilhaft dar. Außerdem offenbart sich entgegen den gängigen Erwartungen, dass die Boulevardpresse unter allen Mediengattungen am wenigsten negativ schreibt.