Forum: Qualitative Social Research (Sep 2015)

Die Bedeutung von Anerkennungserfahrungen in der Schule für die Ausprägung von Altruismus und Werten der Offenheit

  • Isabella Lussi,
  • Stephan Gerhard Huber

Journal volume & issue
Vol. 16, no. 3

Abstract

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Die Werteentwicklung gilt als eine bedeutende Aufgabe im Jugendalter. Die Schule stellt dabei neben der Herkunftsfamilie eine zentrale Sozialisationsinstanz dar. Unklar ist jedoch, welche schulischen Erlebnisse die Entwicklung von Werten beeinflussen. Basierend auf 20 biografisch-narrativen Interviews mit 19- bis 21-jährigen jungen Erwachsenen in der Schweiz verfolgte die hier berichtete Studie das Ziel, schulische Erlebnisse zu eruieren, die für die Entwicklung von Werten bedeutsam sind. Bei der Auswertung der Interviews wurde das narrationsanalytische Verfahren nach SCHÜTZE (1984) mit dem Kodierverfahren der Grounded-Theory-Methodologie nach STRAUSS (1998 [1994]) und der qualitativen Typenbildung (KELLE & KLUGE 1999) kombiniert. Die Ergebnisse der Studie zeigen: Anerkennung (im Sinne von HONNETH 1992) stellt eine Kernkategorie in den sehr unterschiedlichen Schüler/innenbiografien dar, und sie ist eng verknüpft mit der Ausprägung individueller Werte von jungen Erwachsenen. Junge Erwachsene, die sich in der Schule geliebt, respektiert und wertgeschätzt fühlten, kombinieren Sicherheits- und Leistungswerte mit Offenheit und Toleranz. Ist die Schulzeit durch einen Mangel an Anerkennung geprägt, werden Sicherheits- und Leistungswerte priorisiert. Dies scheint darin begründet zu sein, dass Anerkennung eine Bedingung für Autonomie darstellt und für die Fähigkeit, vergangenen und aktuellen Erlebnissen Sinn zu verleihen. URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1503328

Keywords