Raumforschung und Raumordnung (Jul 1990)
Regional- und Stadtplanung an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar
Abstract
Die gegenwärtige Phase der Entwicklung in beiden deutschen Staaten ist gekennzeichnet durch das rasche und unaufhaltsame Voranschreiten des Vereinigungsprozesses. In diesen Prozeß ist auch die Zusammenführung von Raumplanung und Raumforschung für ein vereinigtes Deutschland eingeordnet, die in einer fast unveränderten Übertragung der Planung der Bundesrepublik Deutschland auf die DDR besteht. In dieser Situation ist es für die Fachleute in der DDR wichtig, die Frage zu beantworten, ob es denn aus der 40jährigen Geschichte der Territorialforschung und -planung in der DDR nichts Bewahrenswertes gibt, ob nicht auch Elemente der Planung der DDR in der Raumplanung des einheitlichen Deutschlands aufgehoben werden sollten. Der Autor dieses Beitrags hat dazu eine klare Position: Die Umgestaltungsprozesse in der DDR – auch in der Raumplanung – laufen mit einer solchen Geschwindigkeit und bergen so zahlreiche Gefahren in sich, daß gegenwärtig nicht die Zeit für subtile Reminiszenzen ist. Wir haben uns voll auf die aktuellen Aufgaben zu konzentrieren. Diese bestehen in der Übernahme und Durchsetzung der in ihrer Gesamtheit bewährten Raumordnung, Landes‑, Regional- und Stadtplanung der Bundesrepublik Deutschland, die in der Vergangenheit ihren positiven Beitrag zur gesellschaftlichen wie wirtschaftlichen Stabilität ihres Landes geleistet haben. Davon konnten wir uns seit Öffnung der Grenze persönlich überzeugen. Dennoch haben uns viele Fachkollegen aus der Bundesrepublik Deutschland auf Schwachstellen und Fehlentwicklungen auch in ihrem Lande aufmerksam gemacht: Es ist eine gemeinsame Aufgabe der deutschen Raumplaner und -forscher für die Zukunft, das Raumplanungssystem in Deutschland weiterzuentwickeln. Und dabei können auch die Erfahrungen aus der DDR-Vergangenheit hilfreich sein. Der vorliegende Beitrag ist deshalb keine differenzierte Wertung einer Komponente der Raumforschung der DDR, er soll vielmehr eine Überblicksinformation über eine Institution sein, die glaubt, sich ehrlich bemüht zu haben.