Eiszeitalter und Gegenwart (Aug 2017)

The morphological units between the end moraines of the Pomeranian phase and the Eberswalde ice-marginal valley (Urstromtal), Germany – a critical examination by means of a high-resolution DEM

  • M. Krambach,
  • M. Böse

DOI
https://doi.org/10.3285/eg.66.1.04
Journal volume & issue
Vol. 66
pp. 44 – 56

Abstract

Read online

Die Geländeformen im Gebiet zwischen der Pommerschen Endmoräne und der Stadt Eberswalde, die im Thorn-Eberswalder Urstromtal (IMV) liegt, sind lange Zeit als eine typische proglaziale Abfolge im Sinne der Glazialen Serie von Penck & Brückner (1901–1909) gedeutet worden. Die deutlichste morphologische Erscheinung ist die Pommersche Endmoräne, die um 20 ka gebildet wurde. Die Schmelzwasserablagerungen gehören jedoch nicht nur zur Pommerschen Eisrandlage sondern wurden auch durch die Abflüsse der jüngeren Parsteiner und Angermünder Staffeln während des Abschmelzens des Skandinavischen Inlandeises gebildet. Es wurde davon ausgegangen, dass der Hauptabfluss durch einen Taldurchbruch, der heute eine Lücke in dem Endmoränenrücken bildet, erfolgte. Die Analyse der Geländeformen hinsichtlich ihrer Höhenlagen und ihrer Oberflächenformen mittels eines LiDAR-gestützten Höhenmodells (DGM) erlaubt nun eine neue Interpretation. Die neue, relative Chronologie der Schmelzwasserabflüsse in dem Gebiet zeigt ein deutlich komplexeres Bild: Der Britzer Forst, die am höchsten gelegene glazifluviale Geländeform, wurde bisher als ein Sander einer Rückzugsstaffel angesehen; nun wird das Gebiet als eine prä-Pommersche Schmelzwasserablagerung gedeutet. Diese Interpretation basiert auf der Höhe und der geglätteten Oberfläche. Der Ragöse Sander, der Stadtforst, die Mönchsheide und auch der Amtsweg Sander wurden entweder als Sander des Pommerschen Stadiums, die teilweise von Toteis unterlagert waren, oder als Sander von Rückzugsstaffeln beschrieben. Aber in dem DGM wird deutlich, dass die Oberfläche des Ragöse Sanders keine fluvialen Muster aufweist, sondern aus sedimentären Loben besteht, die von der Endmoräne ausgehen. Ein ähnlicher Aufbau kennzeichnet auch den Amtsweg Sander. Beide werden daher auf viele kleine Schmelzwasser-Ausflüsse an der Endmoräne zurückgeführt. Der Klosterbrücke Sander ist durch mehrere aufeinander folgende Prozesse gebildet worden, aber seine Anlage wird auf Schmelzwässer der Pommmerschen Eisrandlage zurückgeführt. Im Gegensatz dazu zeigen der Stadtforst und die Mönchsheide eine deutlich ost-west ausgerichtete fluviale Oberflächenstruktur und sind daher keine Sanderablagerungen vor der Pommerschen Eisrandlage. Die Stadtseerinne und die Neuehütter Rinne können quer durch das Urstromtal verfolgt werden, ihre Entstehung wird daher auf einen prä-Pommerschen Eisvorstoss zurückgeführt mit anschliessender Konservierung durch Toteis während des Pommerschen Stadiums und der folgenden Rückzugsstaffeln. Aufgrund der Reliefanalyse auf der Basis des DGM wird nunmehr davon ausgegangen, dass die Schmelzwasserabflüsse geringer waren als bisher angenommen. Ausserdem haben die Geländeformen offensichtlich eine längere und komplexere Entstehungsgeschichte. Die Reliefinterpretation auf der Basis des DGM stützt auch die Annahme, dass die Veränderung der Landschaft durch periglaziale Prozesse eine bedeutende Rolle gespielt habt.