Kalbotyra (Dec 2018)

Verkehrsberuhigen, karrierefördern, nervenzerrütten: Zur Rolle partizipialer Objektinkorporation bei der pseudokompositionellen Verbbildung im Deutschen

  • Arash Farhidnia

DOI
https://doi.org/10.15388/Kalbotyra.2018.2
Journal volume & issue
Vol. 71

Abstract

Read online

[full article and abstract in German] Die Wortbildung des Verbs im Deutschen beruht bekanntlich im Wesentlichen auf Präfix‑ und Partikelverben. Neben diesen existiert allerdings auch eine nicht unbeträchtliche Zahl von Verben, die als ‘Pseudokomposita’ bezeichnet werden (des Typs bausparen, notlanden, schlussfolgern, schutzimpfen u.a.). Diese gelten zwar, was das ihnen zugrundeliegende Wortbildungsmuster betrifft, als marginal produktiv und sind durch Konversion bzw. Rückbildung aus Substantiven entstanden und damit nominalen Ursprungs. Gleichwohl lässt sich für viele unter ihnen (z.B. staubsaugen, verkehrsberuhigen, karrierefördern, nervenzerrütten etc.) auch ein syntaktischer Ursprung konstatieren, der ebenso plausibel erscheint und unter bestimmten Bedingungen zur Bildung neuer Verben im Deutschen führen kann. Jedoch handelt es sich bei diesen Verben oft um Augenblicksbildungen, die von keinem Wörterbuch verzeichnet werden und auch in den anerkannten Belegkorpora allenfalls am Rande begegnen; dennoch sind sie, vom Sprachsystem her gesehen, möglich und bildbar. Der folgende Beitrag untersucht, wie und unter welchen Bedingungen Verben des sogenannten inkorporierenden Typs im Deutschen entstehen können. Es wird sich zeigen, dass bei dieser Art Verbbildung der Inkorporation des Akkusativobjekts durch Partizipien eine Schlüsselrolle zukommt: die so entstandenen komplexen Partizipien stellen die Ausgangsbasis für verbale Infinitive bereit und ebnen damit letztlich auch den Weg zur Verbbildung im Deutschen.

Keywords