Raumforschung und Raumordnung (Sep 1993)

Deutschland und Bayern als Zielgebiet internationaler Wanderungen seit 1960 und Szenarien der künftigen Zuwanderung über das Jahr 2000 hinaus

  • Wolfgang Ochel

DOI
https://doi.org/10.14512/rur.2120
Journal volume & issue
Vol. 51, no. 5

Abstract

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Seit ihrem Bestehen bilden die Bundesrepublik Deutschland und Bayern wichtige Zielländer für die internationalen Wanderungsbewegungen. Nach dem Anwerbestopp 1973 ebbte die Zuwanderung ab, stieg jedoch gegen Ende der 80er Jahre, bedingt durch den Umbruch in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion, wieder erheblich an. Die zukünftige Zuwanderung nach Deutschland und Bayern wird mit Hilfe von Szenarien abgebildet. Danach werden zwischen 1991 und 2010 zwischen 1,9 und 2,5 Mio. Aussiedler nach Deutschland kommen, und davon 15 % nach Bayern. Die zukünftige Zuwanderung von Ausländern wird entscheidend von der Anwerbepolitik und der Asylpolitik abhängen. Es werden vier Szenarien unterschieden: Szenario 0: Keine Zuwanderung Szenario I: Gemäßigte Zuwanderung (Beibehaltung des Anwerbestopps, restriktive Asylpolitik) Szenario II: Hohe Zuwanderung (Lockerung des Anwerbestopps, gleichbleibende Asylpolitik) Szenario III: Sehr hohe Zuwanderung (wie II, nur dramatisch verschärfter Einwanderungsdruck). Die Nettozuwanderung von Ausländern nach Bayern wird sich im Zeitraum 1991 bis 2010 zwischen 480 000 (Szenario I) und 1 210 000 (Szenario III) bewegen. (1990 lebten 856 000 Ausländer in Bayern.) Des weiteren wird angenommen, daß der Saldo der Binnenwanderung nach Bayern weiterhin leicht steigen wird. Ohne Zuwanderung würde die Bevölkerung Bayerns bis zum Jahr 2010 um gut 400 000 Personen zurückgehen. Unter Zugrundelegung der Wanderungsszenarien wird die Bevölkerung um 1,3 Mio. (Szenario I), um 1,8 Mio. (Szenario II) bzw. um 2,2 Mio. (Szenario III) zunehmen.